Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 425
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JULIUS MÖSSEL-MÜNCHEN

WANDMALEREI IM KÜNSTLERTHEATER (vgl. Seite 448)

DIE AUSSTELLUNG MÜNCHEN 1908

Die Ausstellung München 1908 hat ihre Tore
geöffnet und was sie zeigt, ist angewandte
Kunst im weitesten Sinne des Wortes. Nicht
dem Kunstgewerbe, noch der reinen Kunst
sollte hier eine Stätte bereitet werden, sondern
dem Leben, freilich einem Leben, das in
seinen tausendfachen Aeußerungen von dem
Streben nach Echtheit und Schönheit in Stoff
und Form geleitet wird. So lautete das Programm
dieser Ausstellung. Ein kühnes, fast
verwegenes Beginnen, wenn man bedenkt, wie
groß auch heute noch die Zahl derer ist, „die
es zwar ganz gerne haben, sich von Zeit zu
Zeit den anmutigen und verwegenen Ausschreitungen
der Kunst zu überlassen und den Reiz
ihrer Zerstreuungs- und Unterhaltungsobjekte
nicht gering schätzen; die aber den „Ernst des
Lebens", soll heißen den Beruf, das Geschäft,
samt Weib und Kind, streng abtrennen von
dem Spaß — und zu letzterem ungefähr alles
zählen, was die Kultur betrifft."

Die Durchführung jenes Ausstellungspro-
grammes konnte, wenn überhaupt, dann am
ehesten in München versucht werden; dazu
kam als wertvolle Vorbedingung hier die Möglichkeit
, auf der Theresienhöhe im Westen der
Stadt eine dauernde Anlage zu schaffen: statt
flüchtiger Bauten aus Leinwand und Pappe
einfach gehaltene Hallen aus Eisenbeton, in
reizvoller Gruppierung den hinter der Ruhmeshalle
und Bavaria gelegenen Park umsäumend.
In diesen Hallen befinden sich in mehreren

hundert Abteilungen Empfangs- und Ehrenräume
, Wohn- und Arbeitszimmer, Küchen,
Badestuben, daneben zahlreiche Kollektivausstellungen
einzelner Gewerbe- und Handelszweige
, der städtischen Schulen, des Stadtbauamtes
usw. Die gesamte Ausstellung hat
den Charakter einer Lokalausstellung, auswärtige
Erzeugnisse finden sich nur dann, wenn
Gleiches in München nicht produziert wird,
oder wenn die Entwürfe dazu von Münchner
Künstlern herrühren. Maßgebend für die Zulassung
war neben der technischen Vorzüglichkeit
stets auch die künstlerisch einwandfreie
Form der Gegenstände. Dabei wurden in
gleicher Weise alle gedankenlosen Nachahmungen
alter Stilformen, wie auch alle jene
Erscheinungen ausgeschlossen, die ein so fröhliches
Wort wie „Jugendstil" für alle Zeit per-
horresziert haben.

Nicht nur für die Zulassung, auch für die
Anordnung der Ausstellungsgegenstände waren
künstlerische Gesichtspunkte in erster Linie
bestimmend. Wo immer es möglich war, die
Dinge so erscheinen zu lassen, wie sie im täglichen
Leben auftreten, da wurde es durchgeführt
. Der Ofen in der Ecke, das Buch im
Schranke, der Teller auf dem Tisch. Das ist
an sich nichts Neues. Neu ist jedoch die Anwendung
dieses Prinzips auch auf die Ausstellung
der Erzeugnisse einzelner Gewerbe-
und Handelsgruppen. In den großen Hallen
früherer Ausstellungen bestand gewöhnlich ein

Dekorative Kunst. XI. 10. Juli 1908.

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