Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 430
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-*-4s2> DIE AUSSTELLUNG ALS KÜNSTLERISCHES GANZES <&$*^

HUBERT NETZER-MÜNCHEN

München 1 908 als neuer Ausstellungstypus
! — Worin besteht das wesentlich
Neue der künstlerischen Gesamtanlage der
Münchener Ausstellung?

Ein Blick auf den Plan macht zunächst
nur die ganz andersartige Verwendung des
etwa halbkreisförmigen Terrains deutlich.

Der Halbkreis galt ja fast für alle bisherigen
Ausstellungen als geradezu ideale Möglichkeit
guter, d. h. „grandioser" Gesamtanlage.

Wären die Münchener Künstler der Ausstellungstradition
der letzten dreißig bis
vierzig Jahre gefolgt — und was liegt näher
und was ist bequemer als der „Tradition" zu
folgen? — so hätten sie geradezu das Gegenteil
von dem geschaffen, was wir nun glücklicherweise
besitzen.

Der Ausstellungstradition nach hätte man
als Zentralisations-, als Kulminationspunkt
der Ausstellung das Gebäude der Hauptrestauration
oder der Bavaria gewählt. Sicherlich
hätte man den Park als mehr oder
weniger feststraßenartigen Prospekt verwendet
, der oben oder unten mit riesigen
Bauten hätte abgeschlossen werden müssen.
Sehr leicht hätte man dann zwei andere gewaltige
Feststraßen von diesen beiden Hauptpunkten
zu den Endpunkten des Halbkreis-

PFEILERFIGUREN AM HAUPTEINGANG

durchmessers führen können. Die Unterbringung
der Bauten an solchen Straßen selbst
wäre dann leichte Sache gewesen.

Von Grund aus anders wurde über das Ausstellungsterrain
für „München 1908" verfügt.
Man brach mit der Tradition der Straßenanlage.
Das ist die entscheidende Tat und für
diese haben wir in erster Linie Bauamtmann
Wilhelm Bertsch zu danken und seinen Mitarbeitern
Flossmann, Grassel, Rehlen, Rie-

merschmid, schachner.

Ganz auffallend und entscheidend ist die
Verwendung des vorhandenen Parks.

Der Park wurde nicht als Dekorationsstück
im herkömmlichen Sinne verwendet, sondern
als Trennung zweier sehr ungleicher Ausstellungsteile
: Arbeit und Vergnügen. Lage
und Verwendung des Parkes im ganzen bedeutet
eine wesentliche Aenderung unserer
Anschauung von ästhetischen Ausstellungsmöglichkeiten
. Es ist eine Abwendung vom
Prunken und Prahlen, Denn ganz und gar
nicht hat man dem Park eine entscheidende
Stimme im Konzert der Ausstellungsbauten
entzogen. Vielleicht ist noch nie so vielseitig
eine grüne Anlage als wichtiges dienendes
Glied in das Ganze hineinbezogen worden
wie hier -— aber die künstlerische Mitwirkung

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