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-^4^> DIE PLASTIK IM
THEODOR GEORGII-MÜNCHEN
stark undüberzeugend,und ebensogut schließen
sich auch die Figuren mit dem Felsen zusammen
. Im einzelnen ist der Vorderteil
des bäumenden Stiers sehr schön in der Komposition
, knapp und stark zusammengefaßt; der
hintere Teil erscheint weniger glücklich: die
Hinterbeine des Stieres stehen beinahe ruhig,
und man glaubt nicht an den Zusammenhang
mit dem Vorderteil. — Die Wirkung der ganzen
Gruppe wird aber, sobald man ihr näher tritt,
stark beeinträchtigt durch die wenig weit gediehene
Durchbildung des einzelnen. Entschieden
ist der Künstler hier in der Beschränkung
auf eine rein dekorative Fernwirkung
zu weit gegangen. — Diese Art von flüchtiger
Arbeit kann nur da berechtigt sein, wo eine
Betrachtung aus der Nähe ganz ausgeschlossen
ist, also z. B. bei jeder Art von Dachbekrönung.
Hier aber ergibt sich der verhältnismäßig nahe
Standpunkt aus der Situation ganz von selbst.
Man muß hier im Zusammenhang mit der
Plastik auch den Bau des Hauptrestaurants
betrachten, da die Wirkung im letzten Grund
doch auf dem Zusammenklang des Ganzen
beruht.
Das Hauptrestaurant von Emanuel von
Seidl ist ohne Zweifel die glänzendste archi-
K <Cs^r~
BRONZE-FIGUREN IM VERGNÜGUNGSPARK
tektonische Leistung auf der Ausstellung. Mit
einem ungemein frischen Temperament ist
dieser Bau hingesetzt, originell in der äußeren
Form wie in der inneren Einteilung. Nicht
jedes Detail ist so vollendet wie etwa die Dachlösung
des Mittelbaues. Vielmehr ist gar manches
etwas ungelöst im einzelnen und nicht
einwandfrei, und man wird kaum fehlgehen,
wenn man auch hier die Spuren des „Ausstellungstempos
" erkennt. Aber jedenfalls
ist der Bau von einer erstaunlichen Lebendigkeit
und interessant, so sehr auch der
Einzelne zum Widerspruch gereizt werden mag.
Ganz besonders interessant ist an dem Bau
die Verwendung der dekorativen Wandmalerei
. Da wir von diesen Arbeiten, von
Becker-Gundahl, Julius Diez, Fritz Erler
und Ludwig Herterich, keine im einzelnen
klare Abbildungen bringen können, so muß
eine sehr allgemeine Besprechung genügen.
Vieles ist problematisch an diesen Malereien:
die in der Erfindung glänzenden Wandbilder
in den offenen Gängen, von J. Diez, verlieren
durch die direkte Nachbarschaft der Bäume
im Freien viel von ihrer Wirkung, da sie selber
auf die Illusion der freien Luft ausgehen,
was doch mit Erfolg nur in geschlossenen
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