http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0520
-sr»4^> HESSISCHE LANDESAUSSTELLUNG DARMSTADT 1908
JOSEPH M. OLBRICH-DARMSTADT
AUSSTELLUNGSGEBÄUDE FÜR FREIE KUNST
rein äußerlich mehr erwartet, als es die außerdem
vertretenen Anstalten vorführen. Man
muß den Begriff Landesausstellung für diese
Gruppe bei so unvollständiger Veranschaulichung
ausschalten und kann den Rückschluss
wagen, daß die Gesamtleitung des hessischen
Gewerbeschulwesens eine umfassende öffentliche
Rechenschaftsablage über ihr begonnenes
Reformwerk noch für verfrüht angesehen hat.
Zwei reizvolle Sondergruppen bedeuten die
Räume der von I. Schneckendorf geleiteten
Grossherzoglichen Edelglasmanufaktur und der
Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach
.
Die Ausstellung der Darmstädter Möbelindustrie
hat an Glanz und Pracht, aber auch
an Fülle der Leistungen die kühnsten Erwartungen
übertroffen. Es wäre unrecht, wollte
man dabei nicht die Firma L. Alter besonders
nennen, so sehr tritt sie mit ihren nach
Dutzenden zählenden Räumen hervor. Eine
Diele und eine angeschlossene Halle, von W.
Lossow und Max Hans Kühne in Dresden
entworfen, steigen in wirklich monumental
großen Formen empor und bieten den denkbar
feierlichsten Willkomm zur Wanderung
durch die Flucht der Säle und Zimmer. Ein
Schmuck- und Prunkstück ist aber auch Prof.
Fritz Schumachers (Dresden) Speisesaal aus
grauem mit reichen Intarsien gezierten Ahornholz
. In leichten Wölbungen runden sich die
Bögen der Stuckdecke darüber und sprechen
mit hinein in die Stimmung heiterer Pracht
und festlicher Ruhe, wie die fein verteilten
Musterungen und Farben auf der Wandbespannung
und den Streben, an den Fenster-
verglasungen und den Deckenlichtern.
Von den Darmstädtern erweist sich Alfred
Koch, der das erwähnte Offenbacher Lehrerzimmer
in der Abteilung für Staatsaufträge
geschaffen hat, in mehreren Einrichtungen als
ein sicherer und mit guter Erfindungsgabe ausgerüsteter
Künstler derRaumschmückung. Sein
Erfolg ist umso erfreulicher,als er zum ersten
488
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0520