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-=^5> DIE STUTTGARTER STUDENTENKUNST-AUSSTELLUNG <§^-
ERNST RIEGEL-DARMSTADT EHRENSCHLÄGER IN EISENSCHNITT
(EHRENPREIS DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE IN DARMSTADT)
DIE STUTTGARTER STUDENTENKUNST-AUSSTELLUNG
Am 1. Juni wurde im Landesgewerbemuseum
von Stuttgart die nach eineinhalbjähriger
Vorbereitung zustande gekommene Studentenkunst
-Ausstellung von ihrem Protektor, dem
König von Württemberg unter großer Beteiligung
akademischerKreise
eröffnet, wobei der Präsident
der dem Museum vorgesetzten
Behörde, nämlich der Kgl.
Zentralstelle für Gewerbe und
Handel, H. von Mosthaf mit
der Begrüßungsansprache die
Absichten dieses, in seiner
Art erstmaligen Unternehmens
in längerer Rede auseinandersetzte
. Beteiligte
Kreise äußerten sich sehr anerkennend
, und auch bei dem
Frühstück, welches der König
nachher für die Ehrengäste
und für die studentischen
Teilnehmer im Schloßgarten
gab, wurde wiederholt der Befriedigung
über den zu erwartenden
Erfolg Ausdruck gegeben
.
Die Studentenkunst-Ausstellung
hält mehr als ihr
Titel in seinen beiden Teilen
verspricht. In gewisser Beziehung
ist man nämlich über
die Kunst hinausgegangen
und hat auch interessante Bilderaus
der studentischen Kulturgeschichte
hinzugefügt.
Andererseits ist man der in
PAUL LANG-STUTTGART « ZAUMZEUG
DER TÜBINGER GERMANEN « AUSF.:
P. BRUCKMANN & SÖHNE, HEILBRONN
früheren Jahrhunderten etwas sterilen Studentenkunst
noch ein wenig zu Hilfe gekommen
, indem man auch die Kunst im Dienste
der Universitäten heranzog und verschiedene
prächtige Schaustücke, namentlich aus den
Schätzen der Universitäten
von Gießen, Greifswald und
Tübingen hinzufügte. Aber
mit diesen Teilen der Ausstellung
wollen wir unshiernicht
beschäftigen, so verlockend
es auch sein mag, die herrlichen
alten Universitäts-
Scepter und Pokale, die in
weiteren Kreisen viel zu wenig
bekannt sind, nach ihrem
künstlerischen und historischen
Werte zu würdigen, auf
den Inhalt und die sehr bemerkenswerten
Buchmalereien
der zahllosen, alten
schönen Stammbücher aus
den bedeutendsten Bibliotheken
und Museen näher einzugehen
oder aber die vielen
sittengeschichtlich bedeutsamen
Reliquien aus der
Gründerzeit unserer heutigen
Studenten-Korporationen eingehend
zu erörtern. Alles
dieses bietet nur die Grundlage
geschichtlicher Studien
und zugleich vielfach die Erklärung
, warum sich die Studentenkunst
in abgeschlossen
einseitiger Weise entwickelte.
Dekorative Kunst. XI. n. August 1908.
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