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-^4sö> DIE STUTTGARTER STUDENTENKUNST-AUSSTELLUNG
PRÄSIDENSTUHL DES
„WINGOLF"-TÜBINGEN
KNEIPSTUHL DER
FRANKONIA-AACHEN
PRÄSIDENSTUHL DER RHENANIA-STUTTGART
(DAZU GEHÖRT EINE EINZUSTECKENDE STANDARTE)
krönten Gegenständen braucht nur noch eine
ganz kleine Nachlese angeschlossen zu werden.
Da wir im Bilde die bestgelungenen Stücke
mit Angabe der Künstler und Einsender, soweit
es dem Landesgewerbemuseum bekannt
gemacht wurde, auch der ausführenden Kräfte,
wiedergeben, können wir auf eine umständliche
Aufzählung aller Preisträger hier verzichten
. Es empfiehlt sich mehr, einige Gesichtspunkte
festzuhalten, die in den betreffenden
Gruppen oder in der ganzen Ausstellung
zur Geltung kamen.
In der Gruppe der Architektur, die reich
beschickt ist, konnte man zuerst die erfreuliche
Wahrnehmung machen, daß an Stelle der
alten Raubritterburgen durchweg das moderne
Gesellschaftshaus tritt, das, innen frei von
aller altertümelnden Romantik, viel behaglicher
und wohnlicher eingerichtet ist, und
nach außen ohne die überflüssigen Türmchen,
Zinnen, Maßwerkfenster u. dergl. einen ungleich
schöneren Schmuck namentlich kleiner
Hochschulstädte bilden wird. Die Innenräume
atmen das Behagen des modernen Vereinshauses
, ohne auf das spezifisch Studentische
zu verzichten; die Möbel haben alles
archaistische Schnörkelwerk abgelegt und zeigen
eine vernünftige Konstruktion nebst sparsamem
Schmuck an richtiger Stelle. Besonders
für die Präsidenstühle sind hier neue, sehr
empfehlenswerte Typen aufgestellt worden.
Besonders erfreulich sind die Resultate in
der Gruppe der Metalle. Die Becher und
Ehrenpokale sind nicht mehr immer im Renaissance
-, Rokoko- oder Jugendstil gehalten,
die Bierzipfel haben die sinnlose Ueberwuche-
rung mit schlechten Ornamenten aufgegeben.
Nur die Gruppe des Schmuckes, namentlich
der Couleurringe, bewegt sich noch vielfach
in den Geleisen der letzten Jahre und mußte
erst hier zur schlichten konstruktiven Urform
zurückgeführt werden, von wo aus eine weitere
hoffnungsvolle Entwicklung möglich ist. Quantitativ
und qualitativ viel reichhaltiger kamen
die unedlen Metalle weg, was um so erfreulicher
ist, als gerade in dieser Gruppe die
größten Geschmacklosigkeiten zu beseitigen
sind. Nun werden wohl hoffentlich an die
Stelle des unvermeidlichen Landsknechtes
oder des meist sehr ungeschickt modellierten
Studenten die verschiedenen neuartigen Tischständer
treten können, für die die Studentenkunst
-Ausstellung einige vorzügliche Beispiele
geschaffen hat. Auch die Abwechslung im
Material ist hervorzuheben, da an die Stelle
des Metalles mit gleicher Berechtigung auch
hölzerne bemalte und gedrechselte Tischständer
kommen können, desgleichen Fähnchen
aus Schmelzperlenarbeit oder dergleichen.
Für all dies gibt die Ausstellung die entsprechenden
Fingerzeige und vorbildlichen
Musterstücke, ebenso für die Musikinstrumente
, Spazierstöcke, Pfeifen und dergleichen.
In der Gruppe der Stickereien treten die
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