Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 18. Band.1908
Seite: 512
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0544
-s^> DIE STUTTGARTER STUDENTENKUNST-AUSSTELLUNG ~C^^

auch den künstlerischen
Fragen einiges
Interesse zuzuwenden
, damit sie nicht
in der übrigen Studentenschaft
denzwei-
felhaften Ruhm eines
Exempels der Geschmacklosigkeit
erreiche
. Jeden falls kann
schon jetzt gesagt werden
, daß die Stuttgarter
Studentenkunst-
Ausstellung kein
Schlag insWasser war,
und daß das deutsche
Kunstgewerbe na-

PAULA KÜBEL-stuttgart « SCHWARZ-ROT-GOLDENES

kissen

mentlich dann einen
fühlbaren Nutzen zu
verzeichnen haben
wird, wenn nicht nur
die ganze Studentenschaft
sich der
Idee anschließt, sondern
wenn auch die
vielen geselligen Vereine
, die sich so
gerne nach studentischem
Vorbilde richten
, ebenfalls die
neuen Bahnen einzuschlagen
beginnen
werden.
Gustav E. Pazaurek

DIE ERSTE JAHRESVERSAMMLUNG DES DEUTSCHEN WERKBUNDES

Am 11. und 12. Juli tagte in München die erstejah-
resversammlung des Deutschen Werkbundes
. Der Besuch war über Erwarten stark; sowohl
die Künstler als auch die Industriellen hatten
ihre Vertreter entsandt, und die verschiedenen Regierungen
waren gleichfalls durch ihre Sachverständigen
anwesend. Am ersten Tage sprach Theodor Fischer
über die Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken
von Kunst, Industrie und Handwerk;
Herr Direktor Gericke hatte das Korreferat. Beide
Parteien, so Industrie wie Kunst, sahen die Garantie
für eine weitere Gesundung und einen stetigen Fortschritt
der gewerblichen Produktion in der Zunahme
des gegenseitigen Verständnisses und einem intimen
Handinhandarbeiten der verschiedenen Faktoren. In
der Diskussion sprachen neben Riemerschmid und
einigen andern Herren Muthesius, der in einer
dauernden Hebung der Produktion die beste Rente
für das arbeitende Kapital sah und Naumann, der
nun die Zeit begrüßt, da das alte Renommee Frankreichs
und Englands zu einem guten Teil auf Deutschland
überzufließen beginnt. Alle Redner waren sich
darin einig, daß die gewerbliche Arbeit nur dann der
Nation wahren und dauernden Nutzen zu bringen vermag
, wenn sie von einer aufrichtigen und großen Gesinnung
getragen würde. Die bloße, stumpfe, mechanische
Arbeit sei weder für den einzelnen, noch für
das Volk eine Kapitals Vermehrung. Die stumpfsinnige
Arbeit unterstehe dem ehernen Lohngesetz; nur Arbeit
mit Geist, nur Qualitätsarbeit sei nicht zu imitieren
, sei nicht dauernd billiger zu machen, müsse
schließlich doch den Markt behalten.

Am Sonntag stand das überaus wichtige Thema:
>Die Heranbildung des gewerblichen Nachwuchses«
auf der Tagesordnung. Neben Wolf Dohrn referierte
Hofrat Bruckmann als Industrieller und Professor
Rud. Bosselt als Kunstgewerbeschullehrer. Auch
diese Auseinandersetzungen zeigten eine erfreuliche
Uebereinstimmung der drei ausschlaggebenden Faktoren
. Man war sich durchaus darüber klar, daß es
ein Idealzustand wäre, wenn die gewerblichen Schulen
ihre Türen schließen könnten, wenn das Gewerbe
allein aus sich heraus die Erziehung des Nachwuchses
so gut zu besorgen vermöchte, wie es das Interesse der
Nation fordert. So lange dies aber noch nicht der Fall,
müsse die Schule ihre ganze Stoßkraft darauf richten:

die Leute zur Praxis und zur Disziplin des gewerblichen
Lebens zu erziehen. Dabei dürfe sie freilich
niemals dem kleinen Selbstinteresse einer bestimmten
Erwerbsgruppe, den Sonderinteressen einer bestimmten
Mode dienen. Das Ziel der Schule reiche weit
hinaus über derartige Tagesziele; es käme darauf an,
selbständige Handarbeiter und charaktervolle Menschen
zu erziehen. Um Kunst handle es sich immer
nur für wenige; Qualität und Geschmack, das wäre
das Ziel für die Menge. Die Aufstellung eines festen,
undurchbrechlichen Lehrplanes sei nur ein Hindernis;
hingegen käme alles darauf an: für diese gewerblichen
Schulen wirkliche Erzieher, Persönlichkeiten, die
gründliches Können mit lauterster Gesinnung verbinden
, zu gewinnen. Dohrn wies besonders darauf
hin, wie nachdrücklich der Staat seine erzieherischen
Bemühungen unterstützen könnte, wenn er selbst mit
all seinen Aufträgen stets auf höchste Qualität dränge.
Die amtliche Stelle für das Erziehungswesen müßte
mit der für das Submissionswesen sich geistig identifizieren
. — Den drei Referaten folgte eine überaus
lebhafte Diskussion, an der sich u. a. Geheimrat
Dr. v. Blaul, Oberregierungsrat v. Dönhoff, Geheimrat
Muthesius und Stadtschulrat Dr. Ker-
schensteiner, sowie mehrere Gewerbetreibende
und Künstler beteiligten. Auch in den Ausführungen
dieser Redner war das eigentliche Leitmotiv: die Ausbildung
des ganzen Menschen als letztes Ziel der
Schule. Aus der Praxis wußten die Herren der Regierung
einige sehr instruktive Beispiele für die mannigfachen
Schwierigkeiten, die sich der Durchführung
der gewerblichen Schulreform entgegenstellen, zu berichten
. Doch überwog bei ihnen und bei allen Teilnehmern
der wiederum sehr gut besuchten Versammlung
die Gewißheit, daß es der gemeinsamen Arbeit
bei freier Entfaltung aller Kräfte gelingen wird, das
Bundesziel auch auf dem Gebiete des gewerblichen
Unterrichtes zu erreichen. Es wurden dann noch
die verschiedenen Punkte des für das kommende
Jahr geplanten Arbeitsprogrammes besprochen. U. a.
auch das Ausstellungswesen, wozu Herr Regierungsrat
Albert wertvolle Anregungen gab.

Jedenfalls wird von nun an der Werkbund eine
maßgebende Rolle in der Weiterentwicklung des
deutschen Wirtschaftslebens spielen und immer mehr
gewinnen.

Für die Redaktion verantwortlich: h. BRUCKMANN, München.
Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G., München, Nymphenburgerstr. 86.


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