http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_18_1908/0562
-^g> KUNSTSCHAU WIEN 1908 <^^-
sehr frappante und wurzelechte Ergebnisse
zeitigt. Als Winke für den daran sich knüpfenden
Unterricht sind sie nicht zu unterschätzen,
die künstlerische Bewertung aber ist von der
pädagogischen scharf zu trennen. — Ueber das
Leben hinaus den Menschen mit Kunst zu begleiten
, dazu soll die würdige Ausstattung der
Begräbnisstätten helfen. Auf der großen Dresdener
Ausstellung hat man dies richtunggebend
zu zeigen unternommen, hier ist das Thema
an einem kleinen Beispiel erläutert worden:
Schmiede- und Steinmetzarbeiten zieren die
Grabhügel eines idyllischen Friedhofs, ein
heiliger Christopherus ist an die Arkadenwand
einer Kapelle gemalt. Recht summarisch
wurde auch das Kapitel „Allgemeine Architektur
" abgetan, aus dessen Inhalt das Projekt
Otto Wagners für ein Amtsgebäude des
Reichs-Kriegsministeriums und eine Skizze
Josef Hoffmanns zu dem Kaiserpavillon des
Jubiläumsfestzuges hervorzuheben sind. Einige
der andern Architekten, der jüngern und jüngsten
Generation angehörig, durften sich auf
der Ausstellung besser durch fertige Werke
der Raumkunst erklären.
Da sind an Interieurs ein Empfangszimmer
von Fritz Zeymer, farbig heiter und lauschig,
und eines von Carl Witzmann, das in einen
Musiksalon geleitet, der, ebenso wie der mit
Marmor und Stuck ausgestattete Vorraum,
durch die in der ganzen formstrengen Einrichtung
festgehaltene Dominante gelber Töne
unausweichlich geschlossen wirkt. Durch
kühne Farbenkombination zeichnet sich das
Frühstückszimmer von Adolf Holub aus,
denn die lichtdurchlässigen Vorhänge sind grün
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