Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 19. Band.1909
Seite: 162
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_19_1909/0213
GOTTLIEB SCHICK IN ROM

Von Friedr. Noack

Vor hundert Jahren, in den letzten beiden
Monaten des Jahres 1808, war der Pa-
lazzo Rondanini zu Rom das Ziel einer unaufhörlichen
Wanderung von Schaulustigen.
Kardinäle, Patrizier, Diplomaten, Künstler,
Literaten, alles, was an Erzeugnissen der bildenden
Kunst irgendwelchen Anteil nahm,
drängte sich durch die Säle des Palastes,
von dem 20 Jahre zuvor Goethes römische
Nachbarn und Freunde ihm den Scherznamen
„il Barone incontro Rondanini" abgeleitet hatten
. Aber sie kamen nicht, um gleich dem
Weimarer Altmeister und seiner Freundin Angelika
Kauffmann dort neben andern antiken

CASPAR RITTER

Werken die berühmte Medusa zu bewundern,
die heute die Münchner Glyptothek schmückt;
die alten Kunstschätze des Palazzo Rondanini
sind mit so vielen anderen Denkmälern aus
römischen Adelshäusern gerade in der napoleonischen
Zeit aus der ewigen Stadt ausgewandert
. Der Strom der Kunstfreunde wurde
damals vielmehr durch eine kleine Ausstellung
von Werken eines zeitgenössischen Malers
angelockt, die in der Wohnung des bayerischen
Gesandten Monsignore Kasimir Häffelin
zu sehen war.

Für künstlerische Schaustellungen gab es
im damaligen Rom noch keine eigenen Räume.

Man wählte dafür, einem alten Brauch
gemäß, bei gewissen kirchlichen Festen
die Vorhalle des Pantheons oder
den Hof der kleinen Kirche S. Rocco
an der Ripetta. Wem diese Form der
Bilderschau nicht genehm war oder
wegen der unkirchlichen Art seiner
Werke unzugänglich blieb, der mußte
sich damit begnügen, dieselben in der
eigenen Werkstatt auszustellen, wenn
ihm nicht die Gunst eines vornehmen
Herrn vorteilhaftere Räume zur Verfügung
stellte. Wie dem Maler und
Dichter Friedrich Müller ein Vierteljahrhundert
früher manchmal die Villa
Medici vom toskanischen Gesandten
zu diesem Zweck überlassen wurde, so
fand GottliebSchick im Winter 1808
durch die Güte des bayerischen Gesandten
die Säle des Palazzo Rondanini
für die Ausstellung seiner Werke
geöffnet. Im 18. und am Anfang des
19. Jahrhunderts gehörte ein gewisses
Mäzenatentum noch zum guten Ton
in Rom, die fremden Diplomaten mußten
darin mit Kardinälen und römischen
Fürsten wetteifern, und ein Gesandter
, der nicht Kunstverständnis
oder wissenschaftliche Liebhabereien
aufzuweisen hatte, wäre kaum zur
Blüte der Gesellschaft gerechnet worden
. Kasimir Häffelin, ein Pfälzer
Geistlicher, der später Kardinal wurde
und seit dem Ende des 18. Jahrhunderts
Bayern bei der Kurie vertrat, war
ein gütiger Herr von gelehrter Bildung
; Niebuhr hat den schon Achtzigjährigen
unter allen diplomatischen
akt Kollegen Roms bevorzugt, bei ihm

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