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-sr4^> VON AUSSTELLUNGEN <^*~
Phantasie sonst gerne in philosophisch-mystischen
Weiten spaziert, vor Realitäten. Die Raumprobleme,
die straffere Komposition — Dinge, die ihm früher
ferner lagen — nehmen ihn nun fast ausschließlich
in Anspruch. Das Literarische seiner Kunst, das
freilich nie überwucherte, aber doch leise in der
Tiefe anklang, verschwindet. Es ist auch, soweit
es als Fremdkörper der Kunst schädlich wirken
kann, aus dem neuesten Werk Geigers, den Verwandlungen
der Venus«, ausgeschaltet. Und doch
bildet dieser Zyklus die graphische Umschreibung
rellisten-Klub des Künstlerhauses seine gefällige Ausstellung
eröffnet. Man ist versucht, sich mit dieser
kurzen Meldung zu begnügen, fühlt aber nachträglich
, daß ein solcher Lakonismus allzu summarisch
vorgeht, vielleicht weil die Anforderungen zu strenge
waren. Die Voraussetzung, vornehmlich Aquarellen
zu begegnen, hat man ja längst von vorneherein
aufgegeben; in der alleinigen Technik der Aquarellfarben
überragende Künstler, wie Rudolf von Alt
einer war, sind kaum mehrzu finden; Pastell, Guasche,
Tempera und Raffaellistifte scheinen zweckdienlicher
ivan mestrovic
liebespaar. detail vom
„brunnen des lebens"
eines eigentümlichen literarischen Dokuments, der
Rhapsodie von Richard Dehmel. Es ist seltsam:
nimmt man eines dieser technisch ganz vorzüglichen
Blätter zur Hand, so kommt irgend welches
stoffliche oder motivliche Interesse gar nicht auf.
Man freut sich nur dieser originellen Bildkraft. Und
darin sehe ich den Triumph der Geigerschen Kunst
und den Erfolg einer rastlosen Arbeit, für die uns
unzählige kleinere Blätter, Exlibris, Zeichnungen etc.,
Beweis ablegen. G. j. w.
W
IEN. Auch heuer hat pünktlich zur gewohnten
Zeit und ungefähr vollzählig der Aqua-
zu sein. Das Bemerkenswerteste findet sich, wenn
man etwa von dem koloristisch starken Raimund
Germela, der die schottischen Hochländer schildert,
und einigen Porträtstücken von Stauffer, Rauchinger
, Adams absieht, wie sonst auch bei den Landschaftern
. Sie sind uns längst vertraut, die vornehm
behandelten Motive aus Plankenberg von Hugo
Darnaut, die bunten Kleinigkeiten von Th.Charle-
mont, ebenso wohl wie Robert Russ mit seiner
bröckelig prickelnden Manier (>Partie aus dem Park
Borghese«) und Anton Hlavacek, dessen leise
farbig angelegten Zeichnungen in ihrer schlichten
Ehrlichkeit allen Wandeides Geschmacks überdauern.
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