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-^^> VON AUSSTELLUNGEN -
NEUE KUNSTLITERATUR
ten Koloristen aller Zeiten heranreicht. Dabei ist der
Künstler von einer Vielseitigkeit der Sujets, die Erstaunen
hervorruft; in erster Linie weibliche Akte
oder bekleidete weibliche Gestalten in virtuosester
Behandlung, dann Landschaften, Stilleben, Porträts
und ganz besonders aufs intimste beobachtete Pferdebilder
. Sicherlich hätte Philipp Klein, wenn ihm
ein längeres künstlerisches Wirken beschieden gewesen
wäre, auch nach der formalen Seite seiner
Schöpfungen hin, die vielleicht das einzige hie und
da zu leichtem Tadel Anlaß gebende Element seiner
Kunst bildete, den strengsten Anforderungen Genüge
geleistet, aber wir vermissen diesen wirklich geringen
Mangel vollständig, angesichts des überwältigenden
Eindruckes, den die wahrhaft genialen, echt künstlerisch
gelösten farbenprächtigen und harmonischen
Schöpfungen des früh verstorbenen reichbegabten
Meisters in uns hervorrufen.
1V/IÜNCHEN. Die X.Internationale Ausstellung im
Glaspalast ist am l.Juni eröffnet worden. An
fremden Nationen sind dieses Mal vertreten: Belgien
, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Italien, Holland
, Oesterreich, Rußland, Schweden, die Schweiz,
Spanien, die Türkei und Ungarn. Die Türkei und
Bulgarien beteiligen sich zum ersten Male. Wir kommen
auf die Ausstellung in einem unserer nächsten
Hefte in einem illustrierten Aufsatz zurück.
NEUE KUNSTLITERATUR
Daun, Berthold. Die Kunst des 19. Jahrhunderts
. Ein Grundriß der modernen Plastik
und Malerei. Vollständig in 15 Lieferungen ä M. 1.20.
Berlin, Verlag von Georg Wattenbach.
Die Kunstgeschichten des 19. Jahrhunderts schießen
lustig und üppig ins Kraut; ob das allerdings notwendig
ist, scheint mir recht zweifelhaft, ja ich halte
es nicht einmal für gesund und nützlich, denn das
Einordnen und historische Registrieren gewisser
Künstlerpersönlichkeiten wie Uhde, Liebermann,
Klinger, Trübner, Stuck etc., die noch in vollem
Schaffen unter uns weilen und zum Teil noch einen
entschlossenen Willen zur Entwicklung haben, ist
sicherlich nicht nützliche Arbeit. Ein solches Werk
unterliegt zudem nur zu leicht dem Schicksal des
Veraltens, und dann ist es schade, wenn man soviel
Fleiß und Mühe auf eine Arbeit, die im Grunde nur
ephemeren Wert hat, wendet. — Was Dauns Kunstgeschichte
im besonderen anlangt, so schaltet sie
die Architektur ganz und die Graphik so ziemlich
aus dem Kreis ihrer Betrachtung aus, sie gewinnt
also Raum für die Betrachtung von Malerei und
Plastik, denen sich ja doch das Hauptinteresse zuwendet
, und in denen sich die Kunstentwicklung am
freiesten, am unabhängigsten von äußeren Einflüssen
GRAF L. KALCKREUTH ALTE DAME IM GARTEN
Ausstellung der Berliner Secession
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