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-b-^> BUCHEINBÄNDE VON KARL KÖSTER
KARL KÖSTER ALS BUCHSCHMUCKKÜNSTLER
Wer in den Schlössern und Abteien, den
Patrizierhäusern und kleinen Residenzen
der Serenissimi aus der Mitte des 18. bis in
die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts nur ein
wenig bewandert ist, der weiß, daß hier die
letzten Aeußerungen einer alten Kultur und
einer persönlichen Lebenskunst an- und ausklingen
. Eine bevorzugte Stellung in diesem
vornehmen, geistreich abgetönten Milieu nahm
die Bibliothek ein. Der feine Geschmack des
Bestellers, wie die sichere Tradition der Künstler
haben mit der gepflegten Sorgfalt einer
schon müde werdenden Kultur einen stilvollen
Bucheinband geschaffen, dessen Eigenart das
seine Vorbildersieht
aber nicht in der Nachahmung
ihrer Formen
und Farben, sondern in
dem Schaffen aus deren
Geist, ihrer künstlerischen
Kultur, ihrem
ästhetischen Takt.
Karl Köster bedeutet
unter den deutschen
Künstlern, die uns eine
neue Buchkultur erstehen
lassen, eine ausgeprägte
Individualität.
Vor vielen hat er voraus
, daß er nicht bloß
Zeichner, sondern auch
in praktischer Arbeit
geübt ist. Widrige Verhältnisse
führten ihn
Zusammenklingen des Inneren und Aeußeren,
bis in zarteste Nuancen hinein, ist. Aber
auch im Sinne der Architektur und ihrer inneren
Gestaltung dürfen wir diesen Büchern
gegenüber von „Stil" sprechen, und zwar ist
immer von innen nach außen gebaut: ein
wissenschaftliches Werk zeigt einen ganz anderen
Charakter als ein Gedichtband oder ein
Almanach, und danach bestimmen sich die
Art des Einbandes, die Zier des Deckels, die
Wahl des Papiers, das Muster des Vorsatzes,
die Typen, die Illustration. Wir müssen dieser
Tatsache hier besonders deshalb gedenken,
weil Köster in diesen Schöpfungen der Alten
K STILLE
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