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ANDERS ZORN
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ANDERS ZORN
Stunden in Aquarellmalerei erteilte. Durch Verkäufe
und Stundengeben gelang es ihm, eine für
^ eine längere ausländische Reise hinreichende
1 Summe zu verdienen. Er begab sich zuerst,
l in der ersten Hälfte der achtziger Jahre, nach
) England. Seine eleganten, zuweilen außer-
^ ordentlich detaillierten, zuweilen mit frischer
i Lebhaftigkeit, stets aber mit erstaunlichem
) Geschick gemalten Aquarelle konnte er zwar
\ in der Royal Academy und in der Royal
i Society for Painting in Water Colors aus-
) stellen, er hatte aber gleichwohl in England
j keinen durchschlagenden Erfolg. Noch heute
5 ist England das Land, wo er am wenigsten
l bekannt ist. Mit London als Ausgangspunkt,
) machte er Reisen nach Spanien, Marokko und
$ Dalekarlien. Einen gemeinsamen Zug hatte
\ trotz der Verschiedenheit des Stoffes alles,
) was er malte; selten hat wohl ein Künstler
\ so hartnäckig an der direkten Abbildung der
,1 Natur festgehalten wie er. Von der Zeit an,
) wo er die Tiere, die er auf den Wiesen an-
) traf, nachbildete, bis zu seinem letzten Ge-
t mälde bildet der Sinn für die Wirklichkeit
\ den Kern seiner künstlerischen Persönlichkeit.
DAMENBILDNIS
Mehrere der Zornschen Aquarelle aus den
achtziger Jahren sind wahre Meisterwerke der
Frische und genauen Naturbeobachtung, so
z. B. „Unser tägliches Brot" (1886) mit der
während der Erntezeit auf dem Felde mit
ihrer Mahlzeit beschäftigten alten Großmutter
Zorns, seiner lustigen Zigeunermutter mit
ihrem lachenden Kinde, und „Nach der Feria",
der fetten, weißgekleideten, auf dem Stuhle
neben dem Bette eingeschlafenen Spanierin.
Auch sein „Fischmarkt in England" (1888) und
seine Wellenschlag-Studien sind von bleibendem
Werte.
Sich selbst fand der große Künstler aber,
als er Ende der achtziger Jahre in Oel zu
malen begann. Das erste Gemälde dieser Art
war „Fischer in Cornwall", dessen distinguierte
Farbenskala in Grau und Hellrot sofort in
Frankreich gebührende Würdigung fand. Das
Gemälde wurde von dem Luxembourgmuseum
angekauft; Zorn, dem es wie allen Dalekarliern
schwer fällt, Reverenzen zu machen, der eher
eine Unhöflichkeit sagt als eine Schmeichelei,
der sich eher mit dem Publikum und der
Kritik überwirft, als daß er einen Deut nach-
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