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ZUR GESCHICHTE DES KUNSTSAMMELNS IN DEUTSCHLAND
kecken Gruppe von dem Römer Nicolini (Abb.
S. 58) sei nicht vorübergegangen, in dem
Wust einer „Tribuna" der Plastiker muß eine
Erstlingsarbeit von Rusconi anderwärts eine
Halbfigur von Amleto Cataldi ausgezeichnet
werden. Führende italienische Plastiker wie
Canonica und Jerace und Bugatti sind auch
vertreten, haben aber nicht viel mehr zu sagen
als die übrigen, die ein handwerkliches Können
in malerischen Aufgaben mißbrauchen. Eine
geringere Anzahl von Namen als bei den Bildhauern
steht bei den Graphikern zur Auswahl;
der trotz seiner Ungebundenheit immerhin
wertvolle Toskaner Graziosi, dann Vico Vi-
ganö und, in Selbstzucht gereift, G. B. Stella,
sind als Radierer anzuführen; die Zeichnungen
zu „Hamlet" von dem unerschöpflichen und
wandelbaren Alberto Martini (Abb. S. 54)
täuschen Schabkunstblätter oder besonders
subtile Steindrucke vor.
ZUR GESCHICHTE DES KUNSTSAMMELNS IN DEUTSCHLAND
Von Dr. Hans Vollmer
TPvie ersten Anfänge von Sammlungen für
-1—' Kunst und Wissenschaft in Deutschland
reichen in die Zeiten Karls des Großen hinauf
. Wohl mögen schon vordem bei manchem
germanischen Tempel Schätze, römische oder
gallische Beutestücke, aufgehäuft, oder in den
Hallen der Fürsten Waffen und kostbare Geräte
aufbewahrt worden sein, aber zu wirklichen
Kunstsammlungen kam es erst nach dem
Eindringen der neuen Kultur des Christentums,
das alles, was die heidnische Welt Ausgezeichnetes
an Kunst und Wissenschaft besessen,
an sich genommen, und was davon aus den
Stürmen der Völkerwanderung übrig geblieben
war, in die Kirchen und Klöster gerettet hatte.
Die zahlreichen Bistümer, Kirchen und Stifte,
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