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VON AUSSTELLUNGEN
edouard manet
im cafe (1878)
VON AUSSTELLUNGEN
t>ERLIN. Gurlitt brachte nach einer Ausstellung von
Landschaften Toni Stadlers und einigen älteren
Arbeiten von Liebermann, Trübner und guten
neueren Bildern von Uhde, eine Gedächtnisausstellung
für Louis Gurlitt, den tüchtigen Landschafter,
dessen Sohn der Begründer der bekannten Kunsthandlung
war, und eine Kollektion von Werken
Alberts von Keller, dessen Werke an dieser
Stelle häufig besprochen wurden. Bei Schulte sieht
man eine Gedächtnisausstellung des im Anfang
dieses Jahres verstorbenen Paul Höcker, dessen
gefälligen Arbeiten, die eigentlich nur in den Studien
das gute malerische Talent verraten, man den einstigen
Mitbegründer der Münchener Secession nicht
ansieht. Fritz Osswald, der nun zu den ständigen
Gästen auch der Berliner Ausstellungen zählt, ist wieder
mit einer umfangreichen Kollektion vertreten,
und seine gefälligen Arbeiten sind gewiß, stets ihre
Liebhaber zu finden. Joseph Oppenheimer hat
keine so frische Malerei mehr zu zeigen wie das
Damenporträt des letzten Sommers. Er ist ein geschmackvoller
Maler, der seiner Effekte sicher ist,
ist aber zu verschiedenartig, um als künstlerische
Persönlichkeit eigentlich faßbar zu sein. Der erfreulichste
Eindruck bleibt die Kollektion von Hans
Beatus Wieland, der in dem fröhlichen Blau-Weiß
seiner frischen Schneebilder sich als ein rechtes
bayerisches Landeskind erweist, wenn er auch von
Geburt ein Schweizer ist. Die ernste Strenge der
Schweizer liegt ihm fern, dafür fand er den leichten
Ton der Münchener Dekorativen, der sich in breiten
Wandflächen gewiß noch glücklicher ausleben könnte
als im engen Rahmen des Staffeleibildes. - - Einer
interessanten kleinen Veranstaltung sei zum Schluß
noch gedacht, einer Ausstellung von Zeichnungen
aus alten Skizzenbüchern Ludwig Pietschs in der
Kunsthandlung de Burlet. Besonders stofflich sind
die Zeichnungen aus dem Kriegsjahre 1870 und die
Bildnisse bekannter Persönlichkeiten von Interesse,
aber zudem findet man in dem heut der lebenden
Kunst so ganz entfremdeten Kritiker einen feinen
Zeichner, in dessen Arbeiten die gute Berliner
Tradition, die von Krüger zu Menzel führte, lebendig
war. Und man begreift, wenn man diese Arbeiten
gesehen hat, daß der Schriftsteller, der seit 30 Jahren
auf jede künstlerische Tätigkeit verzichtete, auch
in der Gesinnung niemals den Standpunkt der siebziger
Jahre verlassen konnte, da er als Künstler
nur schaffend, nicht aber rein miterlebend die Wandlungen
in der zeitgenössischen Kunstentwicklung
zu begreifen imstande gewesen wäre. Glaser
TV/IÜNCHEN. Zwei Franzosen aus der klassischen
„Ecole des Batignolles" kann man auf Grund
prächtiger Kollektionen in Thannhausers „Moderner
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