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VON AUSSTELLUNGEN
HRP |
hans beat wieland
prozession
punkt der Ausstellung lag wohl in der Landschaftsmalerei
. Es seien hier nur die Arbeiten von Ettore
Cosomati erwähnt, die durch sicheren Geschmack
und leichten, freien Vortrag fesseln, ferner die impressionistisch
kühnen Landschaftsbilder von Julian
Klein-von Diepold, die feinen Bilder von Heinrich
Gottselig, der von den Franzosen die Freiheit
und Leichtigkeit des Strichs gelernt hat, die
von großer koloristischer Begabung zeugenden Schöpfungen
Else Luthmers, ein Bildchen August
Lachenmeyers, dessen geschmackvolle Farbigkeit
aufmerken läßt, und schließlich ein Werk von Bertha
Voigtländer-Hildebrand, das etwas von der
großen Mareesschen Ruhe, der Mareeschen Naturverklärung
besitzt. Unter den Figurenbildern stand
Rudolf Guddens „Morgenstunde" voran, eine erwachende
nackte Mädchengestalt in einer erwachenden
morgenlichen Landschaft, ein Bild von hoher
malerischer Vollendung und zwingender Einheitlichkeit
der Stimmung. Im Porträt überragte Ottilie
Rödersteins Selbstbildnis alles andere durch seine
vollendete malerische Kultur und seine tiefe Beseelung
. Wilhelm Steinhausen zeigte eine große
religiöse Komposition, einen aus wundersamer Farbenstimmung
geborenen Christus am Oelberg. Von
den Vertretern des Stillebens seien Bertha Voigtländer
-Hildebrand, Alfred Oppenheim, Else
Luthmer, Marie Henriette Steinhausen und
Mathilde Battenberg genannt. — Eine wertvolle
Ergänzung der Jahresausstellung brachte dann noch
der Kunstsalon Schames durch zwei Sonderkollektionen
der Frankfurter Alfred Schnaars und Alexander
Soldenhoff. Schnaars, der früher wesentlich
nach einer auf der Farbe basierten Monumentalität
strebte, legt jetzt das entscheidende Gewicht
auf alles, was die Tonschönheit, die malerische
Delikatesse, die Feinheit atmosphärischer Stimmung
ausmacht. Soldenhoff strebt nach großer, malerisch
belebter Form, und wenn er auch heute noch
damit zu tun hat, sich Einflüsse neufranzösischer
Kunst zu amalgamieren, so darf man doch wohl
Ansehnliches von ihm erwarten. c. g.
A/lÜNCHEN. Walter Püttner ist der maleri-
scheste der „Scholle"-Künstler. Bei ihm ist
auch nicht der geringste Rest jener illustrativen
Art übrig geblieben, die den anderen von der „Scholle"
viele Jahre hindurch aus ihrer „Jugend"-Zeit anhing;
monumental-dekorative Bestrebungen hat es für ihn
nie gegeben. Er ist ausschließlich Maler, und dieser
Umkreis seiner künstlerischen Persönlichkeit verengt
sich noch insoferne, als er niemals irgendwelche
„Ideen" in seinen Bildern verkörpern, irgendwelche
Geschichten erzählen oder interessante Situationen
malerisch festlegen will. Püttner will ganz
einfach das Ding im Raum malen - sei es nun
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