http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_24_1911/0014
Land bleiben. Denn es ist eine oft beobachtete
Tatsache, daß sich die Bauplätze für Landhäuser
nach einigen Jahren als zu klein erweisen
und die Besitzer den Wunsch haben, ihr
Gebiet zu vergrößern, was später meist unmöglich
ist. Die Obstgartenanlage, die am
Plateaurand auf dem Lageplan eingezeichnet
ist, wurde noch nicht angelegt.
Der Bauplatz des Hauses Hermann Freudenberg
hat eine solche Lage zur Himmelsrichtung
, daß sich die Aussicht nach Norden,
also nach der sonnenlosen Seite erschließt. Es
entstand dadurch der bekannte Konflikt zwischen
Sonnenlage und Aussichtslage, so daß bei jedem
Zimmer zu erwägen war, ob es nach der Aussichtsseite
oder nach der Sonnenseite zu legen
sei. Die sonnenlose Aussichtsseite haben das
Eßzimmer und die Halle erhalten. Das ebenfalls
an der Aussichtsseite liegende Herrenzimmer
ist durch einen weit herausragenden
Erker noch in den Genuß der Mittagssonne
gesetzt. Volle Sonnenlage haben dagegen das
Kinderzimmer, das Empfangszimmer, das Musikzimmer
und der Wintergarten erhalten. Das
Kinderzimmer ist am besten bedacht, es hat
sowohl die Ost- als auch die Südsonne. An der
Nordseite sind die sich an das Eßzimmer anschließenden
Küchenräume untergebracht. Im
Schlafzimmergeschoß ist die Ost- und Südseite
möglichst für die Schlafräume ausgenutzt,
während an der West- und Nordseite
Fremdenzimmer liegen.
Das Haus hat kein ausgebautes Kellergeschoß
, vielmehr liegt das Erdgeschoß
auf dem Niveau der Erdoberfläche
, so daß man überall ebenen
Fußes in den Garten treten kann. Nach
der Aussichtsseite schiebt sich weit
heraus eine durch eine große Futtermauer
gebildete Terrasse. Seitlich
dieser Terrasse, zwischen den beiden
Häusern, gab der Umstand, daß der
Abhang an dieser Stelle durch eine
Kiesgrube angebrochen war, Veranlassung
zur Anlage eines Tiefgartens
(Abb. S. 3). Die Terrasse selbst hat
keine Blumenbeete, da die übrige Umgebung
des Hauses reichlich mit Blumengärten
besetzt werden konnte. Sie
ist mit einem mächtigen Gartentisch
und rings herum aufgestellten Bänken
und Stühlen möbliert, im Sommer
außerdem mit Lorbeerbäumen geschmückt
. Die runde Pergola an der
Hausseite wird mit Pfeifenkraut berankt
werden und dann genügendes
Grün schaffen. Im Südosten des
Hauses ist zunächst ein Vorhof zum
Wenden angelegt, ihm schließen sich geometrisch
angelegte Rosengärten an, die nach
dem Haus hin mit niedrigen Buxusstämmen,
nach dem Wald hin mit Laubengängen aus
Lindensträuchern eingezäunt sind. Eine Lindenallee
aus verpflanzten großen Bäumen ist, wie
die Abbildung auf S. 3 zeigt, an der Hauptzufahrt
angelegt. Auf diese Weise sind die
kahlen Stämme des angeschnittenen Kiefernwaldes
durch Laubgehölz abgedeckt.
Der Haupteingang des Hauses liegt in der
Zugangsachse. Diese Achse teilt den Erdgeschoßgrundriß
gewissermaßen in zwei Teile:
links liegen die Wohnzimmer,rechts eineGruppe
von Räumen, die sich aus Eßzimmer, Wirtschaftsräumen
und Kinderspielzimmer zusammensetzt
. Die Halle vermittelt die Verbindung
zwischen den Wohnzimmern und dem
Eßzimmer. In der Gruppe rechts spielt sich
der Wirtschaftsbetrieb vorwiegend ab; es schien
also richtig, sie zusammenzuhalten.
Beim Betreten des Hauses gelangt man
durch einen Windfang entweder direkt oder
auf dem Umwege durch die Garderobe in die
Halle. Diese ist oval gestaltet und erschließt
mit ihren sieben Türen den Zugang zu fast
sämtlichen Räumen des Hauses, eine Ausgangstür
führt auf die Terrasse. Vom südöstlichen
Vorhofe aus ist ein besonderer Eingang zur
Nebentreppe angelegt; dieser Eingang ist haupt-
LAGEPLAN VOM HAUS HERMANN
FREUDENBERG IN NIKOLASSEE
2
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_24_1911/0014