Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 24. Band.1911
Seite: 47
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ZIGARETTENTASCHEN, IN SILBER GETRIEBEN
, MIT LAPIS U. SMARAGDEN

ENTWURF UND AUSFÜHRUNG VON
KARL JOHANN BAUER-MÜNCHEN

NEUE ARBEITEN VON KARL JOHANN BAUER

[uf diesen Künstler ist bereits
gelegentlich der „Ausstellung
München 1908" hier im allgemeinen
hingewiesen worden.
Nicht minder erfreulich nun zeigt
sich seine Kunst auch in den
neuesten Arbeiten wieder; vor allem findet man
darin nirgends ein unsicher tastendes Experimentieren
, wie er denn von Anfang an sein
Ziel und die besten Mittel dazu gekannt hat.
Das ganz eigene Gepräge läßt die Arbeiten
sogleich unter andern herauskennen, und doch
fehlt darin jede Sucht nach Auffälligem und
Besonderem. Der Künstler hat nichts anderes
im Auge, als gediegene einfache Werkstattarbeit,
die denn freilich durch ehrliche Beschränkung
auf Zweckmäßigkeit und maßvoll verwendeten
soliden Zierat zu edler Werkstattkunst emporgehoben
wird. Das Prinzip ist, soviel wie irgend
möglich die Wirkung aus dem Material und
seinem Sondercharakter herauszuholen. Damit
greift Bauer die Tradition alter Goldschmiedekunst
wieder auf; wir treten zu solchen Erzeugnissen
sogleich in ein vertrautes Verhältnis,
wie zu den guten Handarbeiten mittelalterlicher
Meister; wir entdecken ihre Schönheit, so einfach
sie sich gibt, immer aufs neue wieder,
wie an einer Blume, deren wir uns freuen, so
oft wir ste auch sehen. Das scheint so einfach
und so selbstverständlich bei einer guten
Arbeit; und doch ist zu bedenken, daß jahrzehntelanges
maschinenmäßiges Kunstgewerbe
seine Folgen heute selbst beim gebildeten Geschmack
noch aufweist, im Volke aber sich
vielleicht nie mehr ganz austilgen läßt.

Bei aller Einfachheit, die Bauers Arbeiten
wohltuend auszeichnet, zeigen sie doch eine

große Mannigfaltigkeit der Wirkungen bei oft
kaum verändertem Aeußerem. Da ist beim
gleichen Stück vielleicht nur eine etwas andere
Stellung des Ornaments oder des Schmucksteins
, eine Verschiedenheit in der Flächenbehandlung
des Metalls, das bald glatt, bald
mit den Spuren des Hämmerns oder Treibens,
bald glänzend, bald matt und oxydiert verwendet
wird. Ganz feine strenge Wirkung erzielt
z. B. in der Metallfläche eines Zigarettenetuis
das einfachste lineare oder geometrische
Ornament parallel den Rändern, wobei etwa
die Mitte einsam ein Lapislazuli, ein Amethyst,
ein Malachit ziert, der dann in dem neutralen
Silberton den Wert absoluter Farbigkeit besitzt.
Oder das Zierat füllt kaum münzen- oder briefmarkengroß
die Mitte oder das obere Drittel,
während die übrige glatte Fläche nur die lebendige
Wirkung des Metalls gibt. Auch die
Silhouette der Gegenstände ist immer von
einfachster Linienführung, so daß überall das
Handliche und Zweckmäßige als erste Forderung
betont erscheint und das sparsame Ornament
die strenge, rein gegenständliche Form nur
etwas mildert, gliedert, verfeinert, nie überfeinert
, was auf Kosten der Zweckmäßigkeit
geschehen würde. Ein Armband zeigt eine
schöne gesteigerte Farbigkeit einzig durch getriebene
, leicht oxydierte, silberne Zwischenteile
, die in Gold gefaßte Perlschalen und
Lapislazuli verbinden. Bei zwei Manschettenknöpfen
ist die Wirkung überwiegend in die
blauen Steine gelegt, während bei einem Kamm
aus getriebenem oxydierten Silber mit Filigraneinlage
die Verwendung einer Anzahl von
Mondsteinen von zauberhaftem Reiz ist.

H.E. Kromer

Oft

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