Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 24. Band.1911
Seite: 81
(PDF, 166 MB)
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dadurch das Bild seines Schaffens erhält, erhöht
gerade den Reiz seiner modernen Erscheinung
; es wird sich späterhin klären und die
Richtigkeit seines in die Zukunft weisenden
Weges erweisen.

Es ist nicht Zufall, daß Bruno Paul diese
Verbindung sucht und pflegt. Es kommen darin
Kräfte zur Befreiung, die im fanatischen Beibehalten
eines einmal gültigen Programms vielleicht
unbetätigt geblieben wären. Das Schmuckbedürfnis
, das Streben zu reicherer Ausgestaltung
gelangt darin zum Ausdruck. Es ist
aber dem Wesen nach seiner Art nie fremd
gewesen. Leiser, zurückhaltender war dieser
Wille immer bemerkbar; er verlieh den Schöpfungen
das reiche Leben, den Materialien den
markanten Ausdruck und den Räumen jenen
nervösen, vibrierenden Rhythmus, der nur dem
künstlerischen Werk eigen ist.

Gerade das aber suchen wir. Es ist das
Persönliche. Die dekorative Bewegung wäre
an ihrem eigenen Programm erstickt, wäre
dieser befreiende Ausweg nicht gefunden. Die
feststehenden Lehren, die sie formulierte, wirkten
schon so sehr ins Breite, daß das Allgemeine
dem Persönlichen den Weg zu versperren
schien. Persönlichkeiten, die, wie zu
Anfang, die Bewegung ins
Leben riefen, schienen
nicht mehr möglich; sie
hatten das Programm gegeben
, das nun unter den
schaffenden Elementen allgemeine
Geltung erlangt
hatte.

Bruno Paul zeigt die
Möglichkeit eines neuen
Wegs; er hat ihn resolut
beschritten. Aus dem
Chaos des tüchtigen Durchschnitts
hat er wieder den
Aufstieg gezeigt. Die Schar
derer, die schlicht und
recht dem Programm folgen
, ist groß; fast schien
es, als sei der Geschmack
das Maßgebende, der Geschmack
, der anzuerziehen
ist. Das Schöpferische trat
zurück. Dieses Schöpferisch
-Künstlerische aber
lebt in Bruno Pauls Arbeiten
ungebrochen, und
es scheint sich immer reicher
zu entfalten. Es ist
das, was seinen Schöpfungen
das Bewegliche,
Reiche,Undefinierbare verleiht
. Dadurch, daß er dieses Künstlerische
gegenüber dem Programmatischen betont und
das Letztere ruhigen Gemütes verläßt, weist
er neue Möglichkeiten auf, die allerdings nur
dem Selbständigen, dem Künstler gestattet
sind. Er gibt dem Kunstgewerbe wieder den
künstlerisch-persönlichen Einschlag, den es in
allen großen Epochen besaß. Dadurch kommt
er zum Stil, nicht in äußerlichem Nachahmen
, sondern in logischer Entfaltung eigenen
Strebens.

Daß er auf diesem Weg nicht allein geht,
beweist die Folgerichtigkeit seines Strebens.
Man kann schon eine ganze Reihe von Künstlern
nennen, die der gleichen Tendenz folgen.
Es sind die Behrens, Niemeyer, Schroeder,
Troost, die für den, der den Fortgang der
dekorativen Bewegung wünscht, sich zu einer
Gruppe zusammenschließen. Mit ihnen ist
Bruno Paul eines Sinnes, und es scheint
sicher, daß diese Gruppe in der Folgezeit
immer stärker in den Vordergrund rücken
wird, da sie aus den Niederungen zu Höhen
führt, wo sich eine Auslese vollzieht, eine
Auslese der Persönlichkeiten, der Eigenen,
der Künstler.

Ernst Schur

BRUNO PAUL

KLEIDERSCHRANK

Ausführung: Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk A.-G., Berlin

Dekorative Kunst XIV, 2. November lqio

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