Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 24. Band.1911
Seite: 155
(PDF, 166 MB)
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FR. GILDEMEISTER-BREMEN

AUS EINEM VILLENGARTEN IN BREMEN

seinen Zweck, sondern auch durch seine Behandlung
. Hier ist das Reich der hohen, wildaufschießenden
Stauden, sie winken hinter der trennenden
Hecke zum stilleren Rosenbezirk hinüber. Sie
fassen das niedere Gemüse in der Mitte gegen
die Wege hin ein und verbergen den nüchternen
Zweck dergestalt auf eine prächtige Art, ohne
ihn zu behindern. Im Staudengarten, dem
Gegenstück des gepflegten Luxus- und Wandelgartens
, gelingen dem Künstler vielleicht seine
originellsten Wirkungen. Hier veranstalten
gegen den buchsgefaßten Rand die höheren
und niederen Stauden verschiedenster Art, die
Sonnenblumen, die Pfingstrosen, Iris, Lilien,
Steinbrech und viele andere ein Farbenkonzert
sondergleichen. Was der Künstler hier an
massenhaftem Verbrauch von Stauden verschiedener
Höhe dem Eindruck natürlicher
Wildheit opfert, das erobert er für die Kunst
durch genaue Berechnung der Farbwirkung
zurück.

Wie farbig können diese Gärten wirken!
Spätere Historiker, die das organische Entwickeln
dieser Gärten aus dem Hausbau würdigen
, werden vielleicht sagen: So wie der
Baumeister, der die Fläche ohne plastische
Gliederung und Ornamentierung stehen ließ,

zur Farbe griff, so bedurfte auch der Gartenkünstler
, wenn er ohne nachahmende Modellierung
des Bodens und ornamentale Ausgestaltung
der Wege und Beete, auskommen
wollte, durchaus der Farbe. Sie übernimmt
nun die Rolle des ästhetisch ausschlaggebenden
Moments in diesen geometrisch geregelten
Bezirken, die ohne sie kahl und langweilig
wirken. Der Gartenkünstler rechnet mit den
Blumen als Farbenmassen, verteilt sie mit aller
Bewußtheit an den Wegrändern, stimmt sie
zusammen und läßt sie gegen die durchschimmernden
Nutzpflanzen im Innern oder gegen
die hohe grüne Baumwand der Gartengrenze
sich abheben.

Die Farbigkeit ist ästhetische Lebensfrage
für den Garten. Und daraus leitet sich die
praktische Regel ab, daß der Künstler seinen
Stauden-, Hausgarten und Park so anpflanzt,
daß sich Bäume und Pflanzen mit ihrer Blütezeit
vom Frühjahr bis Herbst ununterbrochen
ablösen. Was zusammen blüht, wird auch zusammen
angepflanzt. Es gibt durch drei Jahreszeiten
hindurch farbig blühende Staudenbeete.
Hier liegt ein weites Feld wohl zu berechnender
Wirkungen für den Künstler, und die Erfahrung
sammelt für ihn eine große Reihe

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