Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 24. Band.1911
Seite: 158
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FR. GILDEMEISTER-BREMEN

AUS EINEM LANDGUT IN ST. MAGNUS

Eine sinnlose Anordnung von schmalen Wegen
ohne Ziel zerschneidet den Garten und
nimmt die Möglichkeit einer gehörigen Blumenausnutzung
. Sie verwirren das Gesamtfeld und
passen durchaus nicht hinter die strenge, geschlossene
Linie der Hecke. Ein gerader Weg
führe zum Sitzplatz, zum Gartenhaus oder zur
Laube, und was dann noch an Platz übrig
bleibt, wird mit Blumen und allen möglichen
Kräutern bestellt, an welchen der Besitzer
Wohlgefallen findet.

Ist die Lage des Gartens günstig, so können
wir Rosen aller Farben dem Gartenstübchen
einfügen. Rosen können das Gartenhaus beranken
, von dort den Hausgiebel erklimmen.
Rosen können das Eingangstor umwölben und
sich locker aus dem streng architektonischen
Gefüge der Hecken lösen.

Und welch kostbares Material zur Ausschmückung
bieten uns die Stauden! Im
frühesten Frühjahr beleben sie die Rabatten
mit ihren leuchtenden Farben, verstärkt durch
eine Anzahl lieblichster Blumenzwiebelgewächse
, deren Kelche sich in der Frühjahrssonne
öffnen und uns das erste Insektenleben
nach langer langer Winterzeit wiederzaubern.

Unter das Heer der sommerlich buntgeschmückten
Stauden mischt sich mit fast noch
größerer Farbenfröhlichkeit ein ausgelassenes
Volk der Sommerblumen; das klettert, rankt
und blüht, bis der erste Atem des nahenden
Winters dem übermütigen bunten Leben ein
jähes Ende bereitet. Dann wirbelt auch das
blutrot glühende Blatt des wilden Weins von
der Laube, und das gestern noch saftig strotzende
Blatt der Georgine hängt geschwärzt und schlaff
zur Erde. — —

Was sehen wir heute statt all dieser schillernden
Blumenpracht? Kalte Rasenflächen, die
in jedem Jahr erneuert werden müssen, um
nicht allzu schändlich auszusehen. Rhododendron
-Gruppen mit Azaleen, die in jedem Winter
eine nicht sonderlich wirkende Deckung erhalten
; davor und zu Füßen einer niedrigen
Gehölzpflanzung legt sich ein wurstartiges Gebilde
aus blauen Lobelien, gelbem Pyrethrum
und roten Pelargonien. Ein Teppichbeet, von
der kunstbeflissenen Hand eines „Vorgartenspezialisten
" sinnreich zusammengestellt, zeigt
in sauber gepflegten Initialen den Namen des
Besitzers und — seinen Geschmack. — —

Mir scheint fast, als gerieten all die altbewährten
prächtigen Stauden und Sommerblumen
vor dem Schwall der jährlich auf den

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