Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 25. Band.1912
Seite: 170
(PDF, 174 MB)
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I

AUSSTELLUNG DER K. AKADEMIE DER KÜNSTE IN BERLIN

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emil epple

Phantasiestücken steht, sind es doch noch die originellen
Kompositionen, die Bewältigung der zeichnerischen
und malerischen Aufgaben, die einen in
rein künstlerischem Betracht fesseln. Das Improvisatorische
der überquellenden Erfindung bezeugen
die vielen unvollendeten Bilder, in denen eine
persönliche oder nationale Beziehung vorwaltet.
Selbst bei den, bald sorgsam, bald furioso hingesetzten
Porträts kann Malczewski es sich nicht versagen
, etwas hineinzugeheimnissen, wenn er z. B.
seine Schwestern malt und ihnen, wie auf den alten
Porträtkompositionen die Heiligen-Beschützer
stehen, jedesmal zwei Putti oder Panisken zur Seite
gibt, denen auf der Hand eine Riesenheuschrecke oder
eine Haubenlerche sitzt. Zwei Wiener Landschafter
geleiten wieder zur unverkünstelten Natürlichkeit,
zur Natur zurück. Anton Nowak hat Wälder und
Flüsse und Schlösser der engeren Heimat in seiner
der Wirklichkeit treugehorsamen Art, der man sich
gern anvertraut, abgeschildert; wie er sich auch in
einer fremden Umgebung bald künstlerisch einlebt,
bezeugen die Bilder aus Trau, dem verträumt an
einer Bucht von Dalmatiens Küste dahindämmern-
den Städtchen. Wohl ausgerüstet geht Ernst Eck
seinen Weg, behutsam in sorgfältiger Arbeit, ohne
allzu laut Farbe zu bekennen, und so gelingt es ihm,
die stille Schönheit von Wiens Umgebung ohne
schmeichlerische Betonung in ihrem vertrauten Reiz
wiederzugeben. Als ein homo novus tritt Walter
Bondy auf, mit Bildern echt Pariser Prägung.
Mögen auch Cezanne und, für die weiblichen Akte,
Vallotton dem jungen Künstler maßgebend gewesen
sein, von der grimassierenden Nachahmung, der man
besonders bezüglich des ersteren so oft begegnet,
hält er sich wohlweislich ferne, ja, es bedarr wohl
kaum dieses überlegenden Willen^aktes, da Bondy
über einen eigenen Besitz an Können verfügt, der
ihn einmal ganz unabhängig werden lassen wird.
Die Ausstellung bringt endlich anhangsweise noch
mancherlei für Wien neue Werke der Kleinplastik
und der Graphik: eine sehr stattliche Sammlung
veranschaulicht die Entwicklungsgeschichte der mo-

brunnen-relief

dernen Medaille und Plakette im Deutschen Reiche,
und eine lange Reihe graphischer Blätter führt in
internationaler Buntheit, in wahllosem Zickzackweg,
vielerlei technisch Fesselndes vor. k.

AUSSTELLUNG DER K. AKADEMIE
DER KÜNSTE IN BERLIN

F\ie Kgl. Akademie der Künste ehrt das Andenken
von sechs verstorbenen Mitgliedern durch eine
große Gedächtnisausstellung, in der zahlreiche Werke
von Begas, Knaus,Woldemar Friedrich, Hund-
rieser, Mohn und Eilers vertreten sind. In der
Begas-Ausstellung findet sich eine Reihe der wichtigsten
Arbeiten des Künstlers in ihren Originalmodellen
, darunter die Sarkophage des Kaisers und
der Kaiserin Friedrich, Teilstücke vom Nationaldenkmal
auf der Schloßfreiheit, viele Büsten, Genregruppen
usw. Besonderes Interesse beansprucht der
Sarkophag für Dr. Strousberg, ein umfangreiches
Bronzewerk, das nicht zur Aufstellung gelangte und
bis zu Begas Tode in dessen Atelier verblieb. Entschieden
eindrucksvoll ist daran die jugendliche Gestalt
des Verstorbenen, dessen Haupt im Schöße einer
Frauengestalt ruht, die am Kopfende des Sarkophages
sitzt. Sie ist nicht bedeutend in der Wirkung und erscheint
ebenso wie die Putten am Fußende eher störend
und die stille, vornehme Schönheit des Toten beeinträchtigend
. Ueberraschend sind verschiedene Gemälde
und Oelskizzen des Künstlers, die ihn als
einen feinfühligen Zeichner und geschmackvollen
Koloristen in den Bahnen der römischen Epoche
eines Böcklin, Lenbach und Feuerbach zeigen. Die
anschließende Knaus-Ausstellung enthält eine große
Zahl von Gemälden und Zeichnungen, die meist
aus Privatbesitz, zum Teil auch aus dem Nachlaß des
Künstlers stammen. Es dürfte heute sehr schwer
fallen, für Knaus den hervorragenden Platz in der
Kunstgeschichte zu behaupten, den man ihm vor
20 Jahren zuwies. Die Mehrzahl seiner Werke
wirkt als veraltete Genremalerei, deren naturfremdes

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