http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_26_1912/0078
P. BISCHOFF □ PETROLEUMLAMPE B. WENIG a KORRIDORLÜSTER P. BISCHOFFs ELEKTRISCHE AMPEL
Ausführung: Richard L. F. Schulz, Werkstatt für Bronzearbeiten, Berlin
immer Hand in Hand. Man wird von der einen
auf das Vorhandensein der andern schließen
können. Denn niemand wird so übel beraten
sein, daß er schönes teures Material durch
liederliche Arbeit diskreditieren läßt oder solide
, also kostspielige Behandlung an minderwertiges
Material verschwendet.
Aus dem Zusammenwirken von Technik
und Material aber ergibt sich der Stil. Es ist
darum ziemlich müßig, zu streiten, ob einer
der überkommenen Stile oder der moderne
Geschmack hier obwalten soll. Selbstverständlich
wird der moderne Fabrikant bestrebt sein,
den Ausdruck seiner Zeit auch in seinen Geräten
zu dokumentieren. Aber, wie man verstehen
wird, und wie man an den Abbildungen
sieht, ergibt sich aus der Technik von
selbst eine Formensprache, die wohl als durchaus
modern anzusprechen ist, die aber doch
in einzelnen Nuancen jene Besonderheit und
Eigenart aufweist, wie sie aus intelligent gehandhabter
Technik von selbst ersteht. Die
überkommenen und in der Technik begründeten
, von ihr geforderten Hilfskräfte fordern
ihr Recht und ihre Berücksichtigung und
können das, weil sie notwendig sind zur endgültigen
Herstellung der Gegenstände.
Daher wird der Künstler am besten arbeiten
können, der im ständigen Konnex mit der
Werkstatt steht, dem die Sprache des Materials
und die Möglichkeiten der Technik vertraut
sind. Mit dem bloßen Entwerfen ist hier
nichts getan. Das ist bei Paul Bischoff der
Fall, der die meisten der hier abgebildeten
Beleuchtungskörper entwarf, der in jedem Moment
von seinem Atelier in die Werkstätten
gehen kann. Er kennt die Technik genau,
vermeidet alles Theoretisieren und kommt so
zu einem Stil, der ihm wie von selbst aus
den Notwendigkeiten des Materials, dem Zweck
des Gegenstandes und der Technik erwächst.
Seine Arbeiten haben dadurch etwas, das über
jeder Diskussion steht, da sie sachlich zugleich
und damit schön sind, weil sie die Einseitigkeit
des freiphantasierenden, nur entwerfenden
Künstlers, wie die Befangenheit
des bloßen Bearbeiters vermeiden.
Diesen einfachen, schlichten Stil hat Bischoff
gefunden. Er folgt den Notwendigkeiten der
Arbeitsbehandlung, er weiß die Qualität der
Arbeit zu betonen; frei von jeder falschen
Originalitätssucht gibt er dem Zweck des Gegenstands
sein Recht. Daraus resultiert eine
Schönheit, die nicht blenden will. Seine Formen
haben etwas architektonisch Strenges, sie
gefallen durch die bewußte Form, die das
überflüssige Beiwerk verschmäht. Man wird
aus den abgebildeten Erzeugnissen leicht seine
Entwürfe herauserkennen; sie betonen sich
durch ihre resolute Struktur und auch durch
die feine Verwendung der Glaskörper, unter
denen die nach oben gekehrten Schalen besonders
schön sind; das Licht schwimmt wundervoll
in ihnen. Ein erlesenes Zierstück ist
die auf Seite 53 abgebildete Ampel für elektrisches
Licht. Ernst Schur
8
Redaktionsschluß: 17. August 1911
Herausgeber: H. BRUCKMANN. Für die Redaktion verantwortlich: L. DEUBNER.
Sämtlich in München.
Ausgabe: 7. September 1911
Druck und Verlag: F. BRUCKMANN A.-C,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_26_1912/0078