Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 26. Band.1912
Seite: 536
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_26_1912/0614
schüler-arbeiten aus der fachschule für korbflechterei in lichtenfels ; leiter: a. reidt

elementarer, der alle Fesseln sprengt. Hier bedarf
es vielmehr, um zur Kunst, zu Geschmack
und Stil zu erziehen, der Aufmunterung, der
ununterbrochenen Werbearbeit, des Vorbildes.
Wenn trotzdem formschöne Qualitätsarbeit
von den provinziellen Fachschulen geleistet
wird, und wenn diese Fachschulen sich einer
starken Frequenz erfreuen, so hat dies seinen
hauptsächlichen Grund in einer wirtschaftlichen
Erkenntnis. Auch draußen, auf dem
flachen Land, verschließen sich die Leute
nicht mehr der Einsicht, daß durch die Erziehung
zur Qualitätsarbeit die Lebenslage
des Arbeiterstandes gehoben wird, daß der
Qualitätsarbeiter, der auf einer Schule etwas
Rechtes gelernt hat, höher steht als der Werkler,
der stumpfsinnig, selbst zur Maschine geworden
, eine Maschine bedient. Und auch
die weitere Erkenntnis blieb nicht aus, daß
Qualitätsarbeit besser bezahlt wird als Massenarbeit
. So gab denn schließlich, von einzelnen
Idealisten abgesehen, für die auffallende Frequenz
der Fachschulen ^nicht die Sehnsucht
nach höherer Bildung,
sondern nach höheren
Löhnen den Ausschlag.
Das mag geeignet sein,
die Begeisterung manches
Fachschul - Enthusiasten
herabzumindern,
aber der Realpolitiker,
der sich sagt, daß unsere
ganze moderne Kultur
auf wirtschaftlicher
Basis beruht, wird sich
darüber hinwegsetzen
können und sich an das
halten, was da ist. Und
das ist zumindest zu drei
Vierteilen außerordentlich
gelungen, so daß jene
vielleicht nicht unrecht

haben, die in der Aus-

glasteller aus der
fachschule in zwies

Stellung der Fachschulen die beste positive Leistung
der Bayrischen Gewerbeschau erblicken.

Es fällt schwer, aus den sechs Räumen,
welche den Fachschulen reserviert sind, Einzelheiten
zu geben, die vor anderen herausgegriffen
werden dürften. Das Anerkennenswerte dieser
Ausstellung sind nicht Einzelheiten, sondern
ist das Gesamtniveau, das sich auf erstaunlicher
Höhe hält. Inwieweit diese Höhe dem
Einfluß der Direktoren und Lehrer der Anstalten
zuzuschreiben ist und inwieweit der Initiative der
Schüler, das ist freilich schwer zu entscheiden.
Auf alle Fälle aber gilt dies: das Technische
ist ganz die Leistung der Schüler. Und diese
Technik ist gleich vorzüglich, ob es sich nun
um die leicht japanisierenden Korbflechtereien
von Lichtenfels, um die feinen, zierlichen
Spitzenklöppeleien von Stadlern, Schönsee,
Tiefenbach, Nordhalben, um die subtilen Geigenbauten
von Mittenwald, um die realistischen
Schnitzereien von Berchtesgaden und Partenkirchen
oder um die Herstellung technisch
meisterhafter Glasarbeiten in Zwiesel und um

interessante Glasurexperimente
der keramischen
Fachschulen von Landshut
und Selb handelt.

Die Arbeiten sind gut,
und daraus dürfen wir den
Schluß ziehen, daß in Bayern
eine tüchtige handwerkliche
und gewerbliche
Jungmannschaft bereit
steht, mitzuarbeiten.
Wenn diese jungen sprudelnden
Quellen in das
weite, mächtige Reservoir
des zeitgenössischen Gewerbes
geleitet werden,
wird, so hoffen wir, manches
stagnierende Wasser
aufs neue in Fluß kommen
. GeorgJakobWolf

gravierklasse der
el □ entw. b. mauder

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