Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 27. Band.1913
Seite: 174
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ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG DES KUNSTSALONS PAUL CASSIRER, BERLIN

ALFRED SISLEY

KASTANIENALLEE

Ausstellung Paul Cassirer, Berlin

sollen in ihrer Zusammenstellung zu einem
Ganzen nicht Geschichte demonstrieren und
Theorien beweisen, sondern eine Summe von
Schönheit sein. Es wird niemanden geben,
der diese eine Ausstellung, so wie sie ist,
nicht dankbar hinnähme. Aber wenn das neue
Haus verpflichtete, die Kräfte aufs äußerste zu
spannen, ihm eine würdige Weihe zu geben,
so wird es nochmals verpflichten, ihm auch
eine Zukunft zu sichern. Haben die „Werke"
einmal diese Räume verlassen, so gilt es doch
wieder, „Entwicklungen" zu zeigen. Auch das
weiß Cassirer, und er verspricht es, den jungen
Künstlern, die in dieser Ausstellung spärlicher
vertreten sind, nun wieder die Tore zu öffnen.
Aber es scheint, daß nicht die stärksten unter
ihnen sein sollen. Beckmann, Rösler, Brockhusen
sind tüchtige Leute, aber andere vor
ihnen wußten die gleichen Dinge ungleich
stärker zu sagen, so Liebermann, Van Gogh
und Corinth. Auch Breyer, Pottner, Hübner,
Mosson, Rhein sind nicht die Männer, auf die
wir unsere Hoffnungen setzen, und Max Oppenheimer
ist ein arger Manierist.

Wie man Irrtümern ausgesetzt ist, wenn
man zuviel an Wollen und Entwicklung denkt,

so anderen, wenn man nur auf das Werk sieht,
denn auch eine nur geschickte Hand vermag
zu täuschen, aber die glänzendste Kopie ersetzt
nicht das originale Werk. So sicher es ist,
daß viel unechtes Wollen sich heut breit macht
und Unerfahrene verwirrt, so sicher ist es, daß
eine große Entwicklung sich vollzieht. Ihre
Wurzeln liegen weit zurück. Cezanne und
Van Gogh sind zwei von den großen Neuerern,
die mitten unter den anderen leben, als die
Unzeitgemäßen, und den Boden lockern für
eine neue Zukunft. Wir in Berlin verdanken
es den Ausstellungen bei Cassirer, wenn diese
zwei Namen uns heut ebenso geläufig sind
wie die der Manet und Renoir. Ein dritter
aber ist Edvard Münch, er lebt noch, und für
ihn bleibt viel noch zu tun. Das wesentlichste
jedoch ist die eigentliche Jugend. Wer sie
sich zu sichern weiß, dem gehört die Zukunft.
Namen zu nennen, ist hier nicht der Ort.
Hier gilt es erst zu suchen und die rechten
zu finden. Nur wenn er diese Aufgabe erfüllt,
wird Paul Cassirer in seinem neuen Hause
die Stellung bewahren, die er in dem alten
sich geschaffen hat.

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