http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_27_1913/0625
zug aus Weimar mitbrachte und bemüht ist,
die frischesten Begabungen unter den jungen
Hessen an seine Anstalt zu ziehen. Der Eindruck
, den die heimischen Leistungen auf dieser
Ausstellung hervorrufen, ist namentlich auf
dem Gebiete der Landschaftsmalerei erfreulich.
Neben längst geschätzte Heimatkünstler wie
Ubbelohde, Thielmann, Hans meyer-Kassel
treten hier zum ersten Male bisher ganz
unbekannte, wie Georg Burmester, Josef
von Brackel, Otto Höger, Rudolf Siegmund
und Walther Schliephacke, eine der
stärksten Hoffnungen unter dem hessischen
Nachwuchs. Sie alle sind mit beachtenswerten,
ernsten, künstlerischen Arbeiten vertreten. Verhältnismäßig
sehr umfangreich ist die übrigens
auch entsprechend gut beschickte graphische
Abteilung, die sechs Räume in den beiden
Eckhäusern des Orangerieschlosses einnimmt.
Es rinden sich hier u. a. Kollektionen der Karlsruher
und Hans Thomas, ausgezeichnete Radierungen
von Münchener und Berliner Impressionisten
. Auch Hessen-Nassau ist hier
mit Fr. Boehle, H. Olde, O. Ubbelohde,
W. Thielmann u. a. gut vertreten. Recht stattlich
ist ferner die Reihe der auf alle Räume
verteilten Kleinplastiken. Namen wie Gaul,
Lederer, Tuaillon, H. Hahn, H. Jobst, B.
Hötger mögen genügen, um die Qualität anzudeuten
, e. z.
NEUE KUNSTLITERATUR
Leo Samberger. Das Werk des Künstlers in
107 Abbildungen. Mit einem Aufsatze von Herrn.
Eßwein. Brosch. 15 M, gebd. 20 M. München,
Georg Müller.
Leo Sambergers schöne und tiefe Kunst hat sich
mit einer Konzentration, die Selbstzucht im höchsten
Sinne ist, aber keinesfalls auch nur einen Schimmer
von „Spezialistentum" aufweist, in der Hauptsache auf
die Abschilderung und auf die psychologische Ausdeutung
menschlicher Antlitze beschränkt. Und selbst
hier wieder trat eine Differenzierung ein, insoferne
Leo Samberger nichts so gerne und so häufig malt
als die Bildnisse seiner Kunst-Kollegen. Wenn ich
das mit Machdruck feststelle, so halte man mir nicht
vor, daß ich dem Aeußerlichen, der jedermann
einleuchtenden Erscheinungsform Sambergerscher
Kunst zu viel Bedeutung beilege, und man weise
mich auch nicht auf die religiösen Kompositionen
Sambergers hin, nicht auf die Reihe seiner melancholischen
oder brünhildenhaften Frauengestalten,
nicht auf die fein charakterisierten, mit wenigen
Mitteln erschöpfende Wirkungen erzielenden Diplomaten
-, Gelehrten-, Geistlichen- und Industriellenbildnisse
. Der Kern des Sambergerschen Porträtschaffens
bleibt materiell wie intellektuell die Serie
seiner Künstlerbildnisse, unter die ich auch seine
j. v. CISSARZ
Große Kunstausstellung Stuttgart
KOMPOSITION (ZEICHNUNG)
1
527
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_27_1913/0625