Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 48
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ge und aurikeln

DIE KUNST DER FRANZISKA BRUCK

Orientalische Märchenerzähler, so haben wir
als staunende Kinder vernommen, sitzen am
Markt, da, wo das Volk in die Basare, Moscheen
und Paläste des Sultans strömt, und erzählen
einer aufhorchenden Menge ihre bunten Märchen
von der Scheherezade, dem verwunschenen
Prinzen und dem einsam sehnsüchtigen
Sultanstöchterlein. Die Geschäftigen
halten ein in ihren Gängen, hängen an den
Lippen des kauernden Mannes und lassen sich
von ihm entführen in eine fabelreiche Welt.
An diese heimlichen Dichter muß ich immer
denken vor dem Lädchen der Franziska
Bruck, die mit ihrer feinen Kunst auch zwischen
einer schwatzhaften, geschäftig hastenden
Menge sitzt.

In Berlin, in der Potsdamerstraße, hinter
der Brücke, wohin die feineren Läden der
Modistinnen, der Pelzhändler, die Konfiserien
usw. sich schon nicht mehr so recht hingetrauen
, sieht man mittags und abends feine

und bescheidene Leute minutenlang stillschweigend
stehen vor einem Blumenerker, der nicht
sonderlich groß und wahrlich nicht auffallend
ist. Der Gentleman im Cutaway, der Buchhandlungsgehilfe
, der aus seinem Dienst eilt,
ein altes Mütterchen, das mühselig seines Weges
dahergehumpelt kommt, Menschen aller Schichten
bleiben stehen, um einen dankbaren Blick
auf die Herrlichkeiten zu werfen, die ihnen
hier mit jedem neuen Tag neu aufgetischt
werden. Sie alle, die von unserer Aesthetik,
von Tendenzen und Reformen und derlei Zeug
kaum eine Ahnung haben, packt etwas, was
stärker ist als der rauschende Alltag dieser
atemlosen Straße, etwas, was wesensgleich ist
jenen Märchen der orientalischen Gasse: die
elementare Kunst einer wirklichen Dichterin.

Franziska Bruck ist eine Dichterin. Ihre
Reime sind blühende Blumen, ihre Verse duftende
Sträuße. Wie ein echter Dichter schafft
sie aus einem tiefen, ganz innerlichen Gefühl

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