Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 53
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_28_1913/0079
DIE ARBEITEN VON ARTHUR BERGER

Jedes Material hat seine eigenen Vorzüge,
seinen eigenen Charakter, den man zeigen
und nicht verhüllen soll. Dieses Bestreben
aber, überall die organische Form und das
echte Material vortreten zu lassen, also gewissermaßen
das Schaffen aus dem Materiale
heraus, dürfte wohl bei allen denen zu besonders
glücklichem Ausdruck gelangen, die
nicht nur durch die Eigenart ihrer Begabung
in hervorragendem Maße zu dieser Art des
Schaffens berufen sind, sondern auch durch
ihre ganze Ausbildung das Material und seine
Bedingungen in besonders eindringender Weise
kennen gelernt haben, also bei denen, die in
einem Kunsthandwerk von der Pike auf gedient
haben.

Das ist bei Arthur Berger der Fall, der
als Sohn eines Goldschmiedes in einem Breslauer
Goldschmiedegeschäft eine gründliche
Lehre durchgemacht und alle Zweige der Technik
kennen gelernt hat. An den Bestrebungen
zur Erneuerung des deutschen Kunsthandwerks
hat er dann starken und freudigen Anteil genommen
, wobei ihm die lebhaften und fruchtbringenden
Beziehungen zu führenden Künstlern
ungemein förderlich gewesen sind. Im Gegensatz
zu denen, die etwa ein bestehendes
Vorbild aus dem Naturleben mit der größtmöglichen
Treue in Edelmetall nachschaffen,
gehört Berger zu jenen anderen, die sich bemühen
, Form und Formgedanken ausschließlich
aus Technik, Material und Zweck heraus-
und heranwachsen zu lassen.

Man betrachte darauf hin die Gefäße seines
in geschlagenem Silber geschaffenen Tee-
und Kaffeeservices. Alle tragen in ihren ansprechenden
gewölbten Formen und gutausgeglichenen
Verhältnissen den Zug des organisch
Gewachsenen. Dabei gehört Berger
keineswegs zu den Puritanern der Zweckmäßigkeitsidee
, die alle Zierung verpönen; nein, die
Deckel seiner Gefäße sind zumeist reich verziert
durch Zellenemail in Blau und Weiß,
während die Knöpfe oben aus geschnitztem,
mit Topasen verzierten Elfenbein bestehen.

Als weitere Arbeiten von gleicher geschmackvoller
Erscheinung möge dann die silberne
teilweise vergoldete Bowle hervorgehoben sein,
ein Jubiläumspreis der Kieler Woche. Interessant
ist hier, wie der Gefäßkörper den Eindruck
des Leichten macht, da er auf sechs
zierlichen und doch sehr stabilen Säulen ruht.
Auch hier ist der Rand, auf dem der ganze
Bowlenkörper aufsitzt, mit geschnitzten Elfenbeinplatten
und Steinschmuck verziert, während
unten der getriebene, durchbrochene und
mit Steinen verzierte Schmuckdeckel als Aufsatz
die nach Entfernung des Spirituskochers
entstandene Höhlung verdeckt.

Bei den Schmuckarbeiten zeigt sich vor
allem, daß Berger ein Goldschmied in des Wortes
voller Bedeutung ist. So meistert er nicht
nur die Bearbeitung des Edelmetalls, er faßt
Steine, er emailliert, schneidet Elfenbein usw.
Und das ist für den künstlerischen Charakter
seiner Arbeiten von besonderer Bedeutung.

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