Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 105
(PDF, 180 MB)
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EIN. TÄUNl ISLXMDIIXUS VOM
HUGO EBERHADDT

Verschiedene Wege führen zum kritischen
Urteil über eine baukünstlerische Leistung:
der Romantiker sieht auf die landschaftliche,
die „malerische" Wirkung, der geschichtlich
denkende und theoretisierende Aesthetiker
sucht persönliche, zeitliche Bekundungen eines
Stils, einer künstlerischen Gesinnung, der
Praktiker schreitet durch die halbgeöffneten
Türen des Grundrisses und ermißt die Wohnlichkeit
, Bequemlichkeit, den Raumcharakter
der verschiedenen Zimmer und ihre Anordnung.
Der Grundriß ist der indiskreteste Bestandteil
eines Bauwerkes; er verrät einiges über
die Gewohnheiten und Ansprüche, über die
Lebensführung des Bauherrn; mehr noch:
er verrät die Fähigkeit des Architekten, logisch
oder unlogisch zu denken.

Der Grundriß des Landhauses, das Professor
Hugo Eberhardt in Offenbach für den Frankfurter
Bankdirektor Ludwig Hahn im Taunus
baute, hat eine zunächst überraschende, seltsame
Ausweitung in der Nordwestecke; der
stumpfe Abschnitt erweist seinen Torsocharakter
(Abb. Seite 106). Ein Blick auf die farbige
Skizze zeigt, daß dort mit Stall und Kegelbahn
eine Hofbildung geplant war, in der das Gesindehaus
eine wichtige Verbindung darstellte.
Diese Absicht mußte während des Baues fallen
gelassen werden; die Stallung wurde vom Hauskomplex
getrennt und an die Einfahrt geschoben
(Abb. Seite 113). Gewiß hätte die ursprüngliche
Fassung ihren eigentümlichen Reiz
gehabt; aber die Wirkung ist auch jetzt nicht

gestört, weil die Hauptakzente der Außenschau
auf dem mächtigen Giebel liegen. Die Orientierung
im stumpfen Winkel ermöglicht eine
bequeme Anfahrt; zugleich bleibt so die Hauspforte
, durch einen Gang mit dem Dienerzimmer
unmittelbar verbunden, unter ständiger
Aufsicht.

Der Grundriß weist auf eine breite und
kunstsinnige Opulenz, die den Baumeister,
nachdem er einmal mit den Bedürfnissen
vertraut ist, aus dem Vollen arbeiten läßt —
eine nicht allzu häufige Eigenschaft der Bauherren
. — Das Empfangszimmer, das dem
Vorraum angegliedert ist, wurde mit Bedacht
von den eigentlichen Wohnräumen getrennt,
um dort eine ungestörte Behaglichkeit zu
schaffen. Ausgezeichnet ist, im Sinne der
praktischen Logik, die Verbindung der Wirtschaftsräume
, die zwischen den Wohn- und
Aufenthaltszimmern der Bedienung und dem
Speisezimmer liegen: Küche, Spülküche,
Schalteranrichte, Büfettnische. Keine großen
Entfernungen und doch eine völlige Trennung
der Teile bei einem klugen System von Verbindungstüren
und -Gängen.

Die glückliche Lösung der inneren Treppe
zeigt das Dielenbild deutlicher noch als der
Grundriß. Der Aufgang zerspaltet nicht, wie das
häufig genug der Fall ist, durch allzukräftige
Bildung und zerstreute Lichtzufuhr den kubischen
Raumcharakter: die Treppe wirkt, mit
ihren parallelen Flächen, wie in die Wand eingelassen
(Abb. S. 117). Zu der Ordnung der

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Dekorative Kunst. XVI. 3. Dezember 1912

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