Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 126
(PDF, 180 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_28_1913/0170
mm s f

GEORG MENDELSSOHN-HELLER AU

JARDINIERE, IN MESSING GETRIEBEN

GEORG MENDELSSOHN UND SEINE TREIBARBEITEN

icht nur bei den primitiven Urahnen unseres
Menschengeschlechts war der Vater von
Schmuck und Ornament der Spieltrieb, noch
heute wird in müßiger Stunde von spielerisch
tätiger Hand manch wertvolles Zierstück erzeugt
.

Georg Mendelssohn, 1886 in Dorpat als
Sohn eines Universitätsprofessors geboren, war
wie selbstverständlich zum Studium bestimmt
worden. In Kiel und Jena ließ er sich als
Historiker inskribieren, trieb aber allerlei Allotria
und verfertigte in seinen Mußestunden
ohne jede Anleitung aus verschiedenen Metallen
Ketten und Schmuckstücke. Einige
Künstler und der Jenenser Kunstgelehrte,
Botho Graef, rieten ihm, das Handwerkliche
bei einem Goldschmied zu lernen. Aber es
ging nicht. Mendelssohn wollte immer gleich
erfinden und nicht die schlimmen Muster ausarbeiten
, die sein Lehrmeister ihm aufgab.
Auch in den von Wilhelm von Debschitz geleiteten
Lehr- und Versuch-Ateliers in München
profitierte er nicht viel für seine Zwecke.
Er zog es vielmehr bald vor, als Autodidakt,
wie er begonnen hatte, weiter zu probieren, um
Herr des Metalls zu werden, und seine Lehrmeister
in Vorbildern der Vergangenheit zu
suchen. Die tiefste Anregung fand er dabei
9 in der vorderasiatischen Kunst, die ihn bei
g) seiner Abneigung gegen jede ornamentale Ver-
^ wendung von Naturformen, von vornherein

durch die absolute Logik und Klarheit ihrer
geometrischen Ornamentik gefesselt hatte. Aus
kleinen Formenstempeln setzt er seine großen
Flächenmuster zusammen. Erst überzog Mendelssohn
die ganze Fläche mit dem belebenden
Dekor (vgl. Abb. S. 127). Allmählich wurde
er dann aber einfacher und gliederte das zu
schmückende Gerät, wieder ganz im Sinne
vorderasiatischer Kunstübung, in Mittelfeld
und in Bordüre, die durch ihr Größenverhältnis
und die kleinen Elemente, aus denen sich
das Muster zusammensetzte, zu einander in
Rapport standen, wie dies die auf den Seiten
127 und 128 (rechts) abgebildeten Schalen veranschaulichen
. Die Spannung und der Einfluß
des Orients lassen nach, die Muster werden
immer weiter vereinfacht. Kompliziertheit ist y.
meist Schwäche. Die Wirkung ruft fortan je
nach Form und Material des Metalls der treibende
Hammer hervor, unterstützt durch die
Unterlage und die Seite, auf der gehämmert
wird. Die Fülle der so erzeugten Varianten
vermehrt der Künstler durch kleine Punzen
und Formstempel, die er wie auf Leder verwendet
. Durch Handpolitur wird der Effekt des
fertigen Stückes noch gehoben. — Eine besondere
Eigenheit der Arbeiten Mendelssohns
ist die Dicke des Metalls. Für Treibarbeiten
sind zwei Elemente des Schmucks entscheidend
: der treibende Schlag und der Widerstand
des Metalls. Aus ihren Abstufungen

6

126


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_28_1913/0170