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WILH. BATELBECK UND TRUDE STUDY
STEINZEUG-KANNEN UND DOSE
AUSFÜHRUNG: ALPHONS LÖTSCHERT, HOHR
VOM KUNSTGEWERBE WEG?!
V
om Sofakissen zum Städtebau" — so lautet
die Formel, in die ziemlich zutreffend die
Entwicklung des Kunstgewerbes zusammengefaßt
worden ist. Es waren kleine, feine
und erlesene Dinge, an denen junge Gewerbekünstler
ihrer Sehnsucht und ihrem Tatendrang
Form zu geben trachteten. Bijous und
Bibelots und zwecklos schöne Kleinigkeiten
wurden auf einmal hergestellt von Männern,
die keineswegs tändelnde Spieler waren, von
Männern, die ganz Großes wollten: einen neuen
Stil, eine lebendige Zeitkunst, eine Durchdringung
des gesamten Daseins mit wahrhaft
künstlerischen Werten, und die bei der unermeßlichen
Größe ihres Vorhabens — den
PAUL WYNAND UND WILHELM BATELBECK
STE INZEUG-KRUGE
1
ostasiatischen Gerätekünstlern vergleichbar — {
mit den kleinsten und zierlichsten Dingen
begannen. Köppings Gläser, Laliques Ge- /
schmeide, eine Stickerei von Obrist, eine
Linie von van de Velde, ein Ornament von
Pankok — das waren die Anfänge, die, wie |
man nun ja sagen muß, längst überholt worden |
sind, die, wie aber leider fast niemals gesagt I
wird, so reich an künstlerischen Impulsen
waren wie kaum etwas, was im Verlauf dieser !
gloriosen Entwicklung folgte.
Ja, sie war glorios, war reich an Triumphen /
und Gewinsten. Mit den Augen der Statistik J
betrachtet, hatte die Bewegung einen beispiellosen
Erfolg zu verzeichnen. Bis in den ent- |
legensten Winkel, fast bis ins j
kleinste Dorf unseres deut- ^
sehen Vaterlandes hinein
spürt man ihre Wellen kreisen
, und schon fangen die J
Großproduzenten an, von (
Weltmarkt Eroberungen und j
steigenden Ausfuhrziffern zu
träumen. Die Künstler — I
wenn auch nicht gerade die- j
jenigen, die als Märtyrer
ihrer neuen Ideen verlacht ]
und bekämpft worden waren ,
— haben das Avancement im J
gleichen Blitzzugstempo mit- (
gemacht. Es ist bekannt |
genug, wie über Nacht aus (
den Malern, Ornamentikern (
und Kleingewerben Raum- j
AUSFÜHRUNG: S. P. GERZ I, HOHR
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