Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 134
(PDF, 180 MB)
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klagt — neun Zehntel
aller Kunstgewerbeschuljünger
verloren sind, und
der im Grunde
genommen doch
nichts weiter ist
als die kleinlichste

Originalitätshascherei
, um nicht
— fatzkerei zu sagen
. Wenn er wie
z. B. in den englischen
Geräten, die
durch ihre Tradition
heute noch gut
sind, auch aus dem
Bereich unseres
Kunsthandwerks
verschwände, dann
hätten wir allen
Grund, vergnügt
und sehr vergnügt
zu sein. So weit
sind wir aber leider
noch lange nicht.
Jene Entwicklung

vom Kunstgewerbe
weg hat einen anderen
, weit weniger
sympathischen Sinn.

Sie bedeutet eine
Flucht der besten
und feinsten Gestalterkräfte
aus dem
Aufgabenreich des
eigentlichen Kunstgewerbes
. Wo gibt
es heute noch einen

schöpferischen
Geist, der ein Ziel
darin sähe, aus einem
Stück Steinzeug, aus
einem silbernen Löffel
, einer Porzellankanne
oder einem

Schmuckkästchen
ein wahrhaftiges und

sinnenberückendes
Kunstwerk zu machen
? Einer, der an
kleinen Dingen und
aus kostbaren Stoffen
etwas zu formen
strebte, was mehr
als anständig und ge-

HANS WEWERKA- MAGDEBURG □ STEINZEUG-FIGUREN
AUSF.: VEREINIGTE STEINZEUG WERKE (R.HANKE, HOHR)

fällig vor dem Liebhaberauge
zu bestehen
vermöchte?
Einer, der auch nur
den Wunsch hätte,
etwas zu gestalten,
was neben einem
chinesischen Teegefäß
, einer japanischen
Lackarbeit
oder einem Schwertstichblatt
betrachtet
zu werden verdient.
Mag sein, daß es keinem
gelingen dürfte,
aber ist es trotzdem
nicht bezeichnend,
wenn man will: nicht
beschämend, daß
kein Einziger Trieb
und Ehrgeiz dazu in
sich verspürt? Ehe
wir die so verblüffende
Entdeckunggemacht
haben, daß zu
allen Zeiten und in
allen Zonen am kleinen
Gerät höchste
Künstlerkraft sich

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