Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 201
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ARCH. ERNST HAIGER-MÜNCHEN

SCHLOSZ OBER-LUBIE: ANFAHRT

EIN UMGEBAUTES HERRENHAUS

Im flachen Land bei Gleiwitz in Oberschlesien
lag ein Herrenhaus, das, in der falschen Renaissance
des vorigen Jahrhunderts erbaut, wohl
dem Begriff damaliger Gemütlichkeit genügte,
aber weder den Anforderungen des modernen
Lebens, noch dem neuerwachten ästhetischen
Empfinden entsprach.

Was wir heute mit „falscher Renaissance"
bezeichnen, entstammt meist den sechziger
Jahren und gehört zu jener großen künstlerischen
Bewegung, die mit der klassizistischen
und romantischen Tradition brechen wollte und
die Formen der italienischen und deutschen Renaissance
dem Stadtbild wie der Landschaft aufdrängte
. Meiner Ansicht
nach schließt
mit dieser Wieder-
holung vergangener
Geschmacksrichtungen
die große
Periode des
Nachahmens, der
nur noch eine rasch
wechselnde kalei-
doskopartigeUeber-
sicht aller vergangenen
Stilarten sich
in den folgenden
Jahrzehnten angliedern
und den ganzen Formenschatz nach und
nach in Mode bringen sollte. Da ein demokratischer
Zug durch diesen Wirwarr der Stile
ging, verflachte die günstige Einwirkung auf
Kunst und Handwerk; schlechtes Material trat
an Stelle des echten, und stereotype, fabrikmäßig
herstellbare Formen wurden wahllos den
Kunstwerken einer großen Vergangenheit entnommen
. Mir ist über diese Zeit ein treffendes
Wort in Erinnerung, das ein mir befreundeter
Pole in einem Haus der falschen Renaissance
beim Anblick der Inneneinrichtung
fallen ließ, und das ein Schlaglicht auf die ganze
Sache wirft. Er sprach nicht geläufig Deutsch,

wollte im allgemeinen
charakterisie-
I ren und meinte nach

einigen vergeblichen
Versuchen:
„Das ganze Haus
macht Eindruck von
falschem Speisesaal
altdeutsch."

Solcher Häuser
gibt es nicht wenige
. Ihrer Herr
zu werden und sie
in modern-praktische
und ästhetisch

DAS SCHLOSZ VOR DEM UMBAU

Dekoratlre Kunst XVI. 5. Februar 1913

201

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