Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 281
(PDF, 180 MB)
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NEUERE ARBEITEN VON WALTER SCHMARJE

Arbeiten, die bestimmt sind, in einen größeren
architektonischen Zusammenhang eingeordnet
zu werden, haben von vorneherein mit
allen Bedingungen ihres späteren Standortes
zu rechnen. Diese Binsenwahrheit ist im
19. Jahrhundert häufig genug in Vergessenheit
geraten. Wir erhielten daher als Vermächtnis:
Gebäude, oft an und für sich nicht übel, in
beziehungsloser Situation; schlecht aufgestellte
Denkmäler; dekorative Plastik ohne inneren
Konnex mit der Architektur; Wandgemälde,
die obwohl „eingelassen", nicht mit dem Raum
zusammen empfunden sind.

Daß wir wieder unter großen Gesichtspunkten
sehen und gestalten lernen, daß wir
die großen Zusammenhänge
, ein „Gesamtkunstwerk
", nicht nur
als romantische Idee
in uns tragen, sondern
mit einer neuen Sinnlichkeit
zu verwirklichen
trachten — dazu
verhelfen uns neben
den Städtebauern und
Schöpfern monumentaler
Kunst nicht am
wenigsten die Männer,
die ihre persönliche
Ausdrucksfähigkeit in
den Dienst der großen
Sache, ihre Personhin-
ter die Sache stellen,
zu deren künstlerischer
Qualität sie wesentlichbeitragen
. Dieses
Verdienst, das man
in einer individualitätssüchtigen
Zeit nur
zu leicht unterschätzt,
darf Walter Schmar-
je — neben manchem
anderen — für sich in
Anspruch nehmen.

Neuerdings hat er
einen besonders glücklichen
Weg in der
„Baukeramik" eingeschlagen
. (Vgl. die
Fassade des Lehrerinnenheims
in Pankow
Seite 277 und die Lü-
netten an Wollenbergs

Wohnhaus in Berlin Seite 282 u. 283.) Diese
figürlichen Schmuckstücke fügen sich unaufdringlich
der architektonischen Gliederung der
Hauswand ein. Hat man sie einmal ins Auge
gefaßt, faszinieren sie durch das feinfühlige
Empfinden für Relief und Flächenfüllung, das
sie weit abrückt von der manieristischen Behandlung
solcher Dinge in manchen modernen
Bildhauerbetrieben. Zu diesen Hauptakzenten
gesellen sich ornamentierte Terrakotta-Friese
und -Leisten, wie sie die Fassade auf Seite 277
als zusammenfassende Rahmen der Loggien
zeigt. Namentlich für den unverputzten Backsteinbau
— ein vortreffliches Beispiel gibt
Wollenbergs Wohnhaus — scheint in diesen

aus einzelnen Formziegeln
zusammengesetzten
, jeweilsein Motiv
gleichmäßig wiederholenden
Bändern
der Weg gewiesen zu
einem neuen bedeutsamen
Fassadenschmuck
.

Schmarje gehört ferner
zu den Führern
der Bewegung, die die
Grabmalskunst auf ein
anständiges Niveau heben
will. Weder in
stereotyper Wiederholung
reihe ein Denkmal
sich ans andre,
noch sei das Gegenteil
der Fall: eine heterogene
Reihe lauter,
„persönlicher" Phrasen
auf den Gräbern
von Schablonenmenschen
. Vielmehr herrsche
, wie in einer idealen
Villenkolonie unter
den Gebäuden,
auch hier eine gewisse
Einheitlichkeit in der
Formierung der Grabsteine
, eine taktvolle
Rücksichtnahme auf
die Nachbarschaf t.Daß
unter diesem Gesichtspunkt
doch eine Mannigfaltigkeit
des Ausdrucks
, eine Rhythmi-

W.SCHMARJE □ GEDENKSTEIN ROB. KOCH (vgl.S.280)

Dekoratire Kunst. XVI. 6. März 1913

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