Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 297
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RALF VOLTMER-HAMBURG

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KALAF UND TURANDOT

Deutsches Schauspielhaus, Hamburg

DIE NEUE BÜHNENBILDKUNST

ZUR AUSSTELLUNG MODERNER THEATERKUNST IN MANNHEIM
I. DIE THEORETISCHE BEGRÜNDUNG

Bereits 1897 hatte Adolphe Appia in seinem
bedeutsamen Buche „Die Musik und ihre Inszenierung
" die Forderungen eines ausdrucksvollen
Stiles für die Bühne begründet und an der
Hand bildnerischer Entwürfe der praktischen
Durchführung näher zu bringen gesucht; er
forderte eine rein ideale Architektur, die Ausdruck
des musikalischen Inhaltes sein muß.
Und Gordon Craig, der englische Reformer,
ging in den Forderungen eines reinen Stiles
mit noch radikalerer Konsequenz vor. An
Shakespeares klassischen Stücken erläuterte er
zunächst seine streng-puristische Kunstanschauung
. Er führte aus, Shakespeare habe seinen
Stücken keinerlei Bühnenanweisung gegeben
und damit deren rein menschlichen und zeitlosen
Charakter betont. Die Aufgabe des
Bühnenkünstlers sei es, aus dem Stimmungsgehalt
des Stückes die Dekoration abzuleiten.
So schreibt Craig über „Hamlet", Actus primus,
scaenaprima: „Ein Streifen schwarzen Himmels
wird angedeutet durch einen einzelnen Stern.
Es ist eine kalte Nacht. Nichts rührt sich.
Plötzlich schlägt eine Uhr die Stunde an. Ein
Mann, der bis jetzt im Schatten verborgen gewesen
, steht langsam auf und bleibt horchend
stehen. Dann geht er ruhelos hin und her.
Der Platz erfüllt ihn mit einer gewissen Furcht.
Er fährt fort zu gehen, er geht uns gegenüber
vorbei. Nun ist er in einen ungeheuren, unergründlichen
Schatten versunken, aus welchem
er jetzt wieder in das graue Licht auftaucht.
Er erscheint wie irgend ein Gespenst; das,
was er zu treffen fürchtet, ist das, womit er
am meisten Aehnlichkeit hat." Die starken
Stimmungsakzente der Szene werden aus dieser
Anweisung deutlich. Nun gehen die strengen
künstlerischen Absichten Craigs gewiß weit über
die Möglichkeiten der Bühne hinaus, und die
Vereinigung von Schauspieler, Literat, Maler,
Architekt und Dekorateur in einer Person ist
wohl überhaupt eine Utopie; indes seine Absichten
und Entwürfe haben die gesamte
Bühnenkunst in entscheidenstem Maße beeinflußt
und in ihren Wirkungen bereichert.
Auch Peter Behrens geht in der Reinheit
seiner künstlerischen Ziele weit über die Grenzen
der Durchschnittsmöglichkeiten; dem Goethe-
schen Gedanken folgend fordert er eine festliche
Schaubühne als „höchstes Kultursymbol".

Dekorative Kunst. XVI. 7. April 1913

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