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ARCH. PETER BEHRENS-BERLIN □ □ HOCHSPANNUNGSFABRIK DER A.E.G. AM HUMBOLDTHAIN IN BERLIN
Aus der Monographie „Peter Behrens". Verlag Georg Müller und Eugen Rentsch, München
INDUSTRIEBAUTEN VON PETER BEHRENS
Als Peter Behrens im Jahre 1907 dem
Rufe nach Berlin als künstlerischer Berater
eines der bedeutendsten industriellen
Betriebe Deutschlands folgte, da glaubte man
für beide Teile auf ein ersprießliches Zusammenarbeiten
hoffen zu können. Diese Hoffnung
ist durch die Arbeiten des Künstlers binnen
diesen sechs Jahren weit übertroffen worden.
Behrens, der zur A. E. G. kam als ein Suchender
, als ein architektonischer Experimentator
von einer merkwürdig erkältenden, abstrakt
geborenen Raum- und Formenphantasie, steht
heute mit Schöpfungen da, die zu den besten
modernen Bauten zählen und ihrem Urheber
einen Platz unter unseren ersten Architekten
sichern.
Es ist für jeden, der in das Wachstum der
künstlerischen Persönlichkeit Einblick gewinnen
will, außerordentlich interessant zu sehen, aus
welchen Anfängen ein derart weitgespanntes,
schöpferisches Wirken hervorging. Seit kurzem
liegt in der umfangreichen Monographie von
Dr. Fritz Hoeber ein Werk über Behrens vor,
das man schon als „Quellenwerk" im Sinne
der philologischen Akribie bezeichnen darf.
Denn von den frühesten Oelgemälden, Buchtiteln
und Ziergläsern bis hin zu den Riesenbauten
der letzten Jahre, die im Neubau des
Palastes für die Deutsche Botschaft in St.
Petersburg auch die offizielle Signatur erhalten
haben, findet sich in diesem stattlichen Großfoliobande
in verschwenderischer Fülle zusammengetragen
, was Peter Behrens geschaffen
hat. So gut haben es bisher nicht einmal Alfred
Messel oder Ludwig Hoffmann gehabt. Aber
da es sich um den ersten Band einer Sammlung
*) handelt, so werden die weiteren wohl
folgen; sie sollen, wie ich der Ankündigung
entnehme, außer Messel Theodor Fischer, den
beiden Gilly, Schinkel, Otto Wagner und Hildebrand
gewidmet sein.
Wir müssen es uns heute versagen, der Entwicklung
des Malers zum Kunstgewerbler, des
Kunstgewerbes zum Architekten: a) des
Darmstädter Funktionalismus; b) des Düsseldorfer
Architekturstils der reinen Stereometrie;
c) der neuen lebensvollen kubischen Architektur
der Berliner Periode auf ähnlich ver-
*) Moderne Architekten, Bd. I. Peter Behrens
von Fritz Hoeber. 250 Abbildungen. Verlag Georg
Müller und Eugen Rentsch, München. In Leinen
gebunden 25 M.
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