Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 30. Band.1914
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_30_1914/0031
Er steht nicht als
Bettler vor der Natur,
um ihr ein Almosen
abzuringen, sondern
er steht als selbständiger
Schöpfer und
freiwaltender Gebieter
, der nach eigenen,
seine Persönlichkeit
ausmachenden Gesetzen
schafft, über
dem Stoff; er bildet,
scheidet und richtet
eben als Künstler.
Wie in der Malerei
so hat er sich auch in
der Plastik zur Hauptaufgabe
gestellt, die
Frau, deren Reiz und
Schönheit zu besingen
. Für sie hat er
die mannigfachsten
Variationen ersonnen
. Mit seltener
Kraft und Innigkeit
ist in der Plakette
„Eros und Psyche"
das Wort Liebe in die
sinnliche Anschau-

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ung plastischer Formen übertragen. Keiner Eintönigkeit
, keiner Leblosigkeit verfällt er, wenn
er in die Lage kommt, mehrere Glieder zu einer
Kette zu fügen. Harmonie und Rhythmus kreisen
in dem Bilde „Die Tanzenden" trotz der
symmetrischen Komposition. Idealität und Sen-
timent, die ihm seine Arbeiten diktieren, nützen
ihm viel. Er will, daß seine Werke lebendig,
ja leidenschaftlich sind, wie er selbst es ist,
und das schlägt sicherlich
nicht zu ihrem Nachteil
aus. Er liebt seine Stoffe
und liebt seine Werke,
denn sie verkörpern seine
zur Tat gewordenen Träume
, ein gut Stück seines
Ich. Es wäre überflüssig,
hier auf die Vorzüge der
einzelnen Arbeiten einzugehen
, es mögen deren
Abbildungen selbst zu
Worte kommen.

In seinen Porträtmedaillen
und -Plaketten
weiß Wysocki durch eine
flache Technik medaillenmäßig
zu wirken. Seine
Schulung an klassischen
Vorbildern sprichtausder

Anlage und Durchführung der drei Medaillen auf
den kürzlich dahingegangenen bekannten Paläo-
graphen Henry Simonsfeld, den polnischen Bildhauer
Anton Madeyski und auf Julius Lach,
den Schwiegervater Wysockis. Der Künstler
ist hier Psychologe. Mit strenger Sachlichkeit,
durch die jedoch der große Zug nicht Schaden
nimmt, ist das Charakteristische der Persönlichkeiten
zum Ausdruck gebracht. Mit zu den

reifsten Arbeiten gehören
die Plaketten auf Max
Bernhart und auf die Gemahlin
des Künstlers, beide
interessant durch die
vorzügliche Einfügung in
das gegebene Feld. Im
Interesse des Künstlers
sei noch auf eines hingewiesen
: Wenn es Wysocki
noch glückt, den richtigen
Schriftductus zu finden —
die Schrift in das richtige
Verhältnis zum Bilde zu
bringen,verstehter ja meisterhaft
— soistihm damit
die letzte Weihe zum ech-
tenKünstler der modernen
deutschen Medaille erteilt.
DR.M.BERNHART-München

JAN WYSOCKI □ GEGOSSENE PLAKETTEN

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