Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 30. Band.1914
Seite: 497
(PDF, 184 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_30_1914/0579
ARCH. ALBIN MÜLLER-DARMSTADT

ZERLEGBARES SOMMERHAUS

Kompositionen wohl denkbar, so ist doch im großen
und ganzen die Gelegenheit glücklich wahrgenommen
und die Einheit der Massen rhythmisch
gebändigt: durch Vor- und Rücksprünge,
Giebelbetonungen, Balkone, Achsenverschiebung
, Brechung und Abschrägung, in Flächen
und kubisch, bei durchgeführter Gleichheit der
Materialien: grauer Verputz mit etwas Kupferbelag
, Verblendsteinen, Schiefer, schwarzen
Säulen. Man muß schon sehr scharf zusehen,
um die Trennungslinien der einzelnen Häuser
herauszufinden, so stark herrscht ihre Einheitlichkeit
vor, und es gibt nicht viele Miethäuser,
die einen gleich vornehmen Eindruck machen.

Auch im Innern findet sich manche glückliche
Idee im Grundriß und Einteilung; unerwartet
breite und helle Stiegenhäuser, Teilung
des Flures in einen repräsentativeren
und einen familiären Teil, günstige Lagerung
der Küchenräumlichkeiten usf. Drei der Häuser
sind durch je drei Wohnungseinrichtungen in
die Ausstellung einbezogen; Körner, Mar-
gold und Müller selbst kehren in jedem
von ihnen mit einer ganzen Ausstattung wieder,
und das Vorbildliche sollte hier eben die Anpassung
guter Möbel an Miethausräume
sein. Es sind schöne Dinge dabei zu sehen,

und die Darmstädter Möbelindustrie hat wieder
einmal ihren guten Ruf solidester Arbeit bewährt
. Aber dennoch will etwas nicht stimmen
. Das liegt vor allem an dem Widerspruch
des offenbaren Luxus mit dem Charakter
der kleinen, vier bis sechs Zimmer enthaltenden
, allerdings raffiniert und vornehm ausgestatteten
Wohnungen, bei denen z. B. auch
gar nicht oder nur andeutungsweise auf ein
oder zwei Kinder Rücksicht genommen wurde.

Das wichtigste künstlerische Ereignis auf
der Mathildenhöhe bildet aber der Skulpturenschmuck
des Platanenhaines von Bernhard
Hoetger. Denn mit ihm ist endlich wieder
eine Anlage geschaffen worden, die wie die
Barockgärten des 18. Jahrhunderts Skulpturen
in rhythmischen, streng idealistischen Zusammenhang
mit einem gegebenen Raum bringt.
Es muß das idealistische Moment vor allem
betont werden und das Zurückgreifen auf die
uralten Gesetze der Plastik, das in diesem
Werke Hoetgers liegt, weil dies vor allem das
Grundsätzliche und in unserer Zeit Neue ist
und der Sehnsucht unserer Zeit nach tektoni-
scher Synthese entspricht. Denn darin hat
Hoetger noch keine Vorgänger; bedeutsam
bleibt dabei der vornehme Wille der Stifter,

Dekorative Kunst. XVII. n. August 1914

497

63


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_30_1914/0579