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CONSTANTIN GERHARDINGER AUER DULT, TRÜBER VORMITTAG
Münchner Glaspalast 1914
geeignete Feld für den Künstler war. Nur in
ihr vermochten sich all die verschiedenartigen,
sich oft widerstreitenden Elemente seines
Wesens voll zur Geltung zu bringen und so
hat er denn auch gerade auf diesem Gebiet
unseren Kunstbesitz in einer Weise bereichert,
die ihn den großen Meistern des Stiftes und
Stichels ebenbürtig
zur Seite stellt.
Eine merkwürdige
Persönlichkeit
war auch ein anderer
Künstler, den
uns der Tod leider
gleichfalls zu früh
entrissen hat und
dem hier ebenfalls
ein Saal gewidmet
ist, Ch. Palmie. Er
trug eine Doppelnatur
in sich. Auf
der einen Seite ein
Romantiker, war er
andererseits doch
wieder auch ein
nüchterner, erwägender
Verstandesmensch
, was sich
schon darin ausspricht
, daß er sich
aufs eifrigste mit
allerlei Problemen
MORITZ HEYMANN
Münchner Glaspalast 1914
der Technik und des malerischen Handwerks
beschäftigte. Diese Doppelseitigkeit seines Wesens
kommt auch in seiner Malerei zum Durchbruch
mit einem leichten Ueberwiegen des Intellektuellen
, was ihn hie und da einer gewissen
Dogmatik verfallen ließ und seine sonst
so feine Sensibilität beeinträchtigte. Palmie ist
hauptsächlich durch
die Arbeiten seiner
neoimpressionistischen
Epoche bekannt
geworden,
helle, erfrischende
und nicht selten
auch hervorragend
zarte Licht- und
Luftstimmungen,
die ihn den Meistern
des französischen
Neoimpres-
sionismus nahe-
rücken, aber doch
durchaus selbständig
gesehen und
empfunden sind.
Palmienach mehr
als nach einer Seite
hin verwandt erscheint
H.von Bartels
(Abb. S. 62),
dessen Verlust wir
gleichfalls im ver-
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