Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 32. Band.1915
Seite: 351
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hessisches kinderhäubchen aus dem kreise biedenkopf. seitenteil.

buntstickerei auf schwarz

DEUTSCHE VOLKSKUNST
BUNTSTICKEREIEN

Deutsche Volkskunst hat lange wie Aschenbrödel
, am Wege gesessen, während ihre
stolzen Schwestern prunkbeladen zum Feste
gingen. Bis der Tag des Umschwungs kam,
da die alten Kunstformeln
sich auflösten und die
„edle Einfalt und stille
Größe" der Zweckform
von Haus und Gerät ins
rechte Licht traten. Und
als lachende Farbe auch
in der Kunst der Städte
zu erblühen begann, da
machte die Vorstellung
von „bäurischer" Buntheit
einer richtigen Bewertung
der gesunden
Freude an einer kräftigen
Farbe Platz. Von der Unbefangenheit
sah man
Aufgaben gelöst, Motive
geschaffen, die dem Wirken
,, Allerneuester" überraschend
nahe standen
und die naive Einfachheit
in der Darstellung des
Figürlichen, die man zuvor
belächelte, zeigte der scheitelstück des
veränderten Anschauung hessischen kin

plötzlich etwas von der stilisierten Kraft heraldischer
Embleme.

So begann eine Bewegung, die in anderen
Ländern seit langem eingesetzt hatte, die Volkskunst
wardzu einem Born,
aus dem die Kunst der
Städte schöpfte. Daß sie
schon fruchtbar geworden
ist, berichten Bauten,
Schränke, Truhen, Gerät
der mannigfachsten Art.
Wenig beachtet ist nur
die Stickerei, speziell die
Buntstickerei geblieben,
nachdem vor Jahrzehnten
eine Modelaune „altdeutsche
" Kreuzstichmuster
und sogenannte Holbeintechnik
gebracht und
genommen hatte. Man
muß es bedauern, da die
Geschmacksrichtung unserer
Tage Buntstickereien
nicht nur für Gebrauchsgegenstände
, sondern
auch für die Frauenkleidung
eingeführt hat.
oben abgebildeten Die prächtigen slawi-
derhäubchens sehen und orientalischen

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