http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_33_1916/0181
leo von könig
Ausstellung der Berliner Secession
damenbildnis
Feuerbach, Marees, Spitzweg und Leibl
schon gezeigt worden ist, so war man jetzt !
gezwungen, auf belanglosere Schöpfungen die- 1
ser Meister zurückzugreifen. Nur Menzel i
kommt mit ein paar frühen Schöpfungen seiner
Bedeutung entsprechend zur Geltung. Seine
blaue Mondnacht am Kanal zeugt bei aller Schärfe
der Beobachtung und Treue der Wiedergabe
von tieferer Empfindung als manche stim- :
mungsvoll aufgebauten romantischen Bilder.
Von ein paar bunten und kleinlichen Aquarellen
aus Menzels Spätzeit lenken das von
feuchter Märzluft durchwehte Tauwetterbild
und die graziöse Gruppe von Joachim und
Klara Schumann, die weltentrückt musizieren,
den Blick immer wieder auf sich (Abb. S. 144). i
Als neuester „Ahnherr" taucht Fritz Schider
auf, der wahrscheinlich den meisten Ausstel-
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lungsbesuchern bisher völlig unbekannt war.
Schider, der 1846 in Salzburg geboren wurde
und 1907 in Basel als Lehrer an der Gewerbeschule
starb, erfüllte als Maler in seiner Spätzeit
die Hoffnungen bei weitem nicht, zu denen
Gemälde wie sein „Chinesischer Turm" im Baseler
Museum oder die hier gezeigte „Weihnachtsfeier
bei Leibi" (Abb.S. 145) berechtigten.
Schon dieses Weihnachtsbild hält längerer Betrachtung
nicht stand; man kommt bald dahinter
, daß die zunächst geistreich wirkende
Malerei flüchtige skizzenhafte Mache ist. Sein
zweites Bild „Dame mit Kind" ist sorgsam, aber
auch langweilig und wirkt flach und leer. Recht
schön ist Fritz von Uhdes locker und leicht
durchgeführtes Gemälde „Kinder im Garten",
das leider nicht einheitlich gesehen ist und infolgedessen
in zwei Bildhälften auseinanderfällt.
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