Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 33. Band.1916
Seite: 394
(PDF, 130 MB)
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des künstlerischen Urteils bedeutet sie einen
festen Punkt. Nicht dadurch, daß sie neue
Anschauungen gewinnen ließe über bekannte
oder gar unbekannte Künstler; wohl aber dadurch
, daß durch die Nebeneinanderstellung
der besten und kennzeichnendsten Werke deutscher
Meister ein überraschend tiefer Eindruck
des Wertes und der Güte deutscher
Malerei übermittelt wird. Denn die künstlerischen
Werte, die Darstellungsmittel, die
handwerklichen Voraussetzungen des Schaffens
, die Ausdruckswerte, die hier vereinigt
sind, beweisen, daß einige der wichtigsten
Grundsätze der künstlerischen Gestaltung,
auf die man in der neuesten Malerei scheinbar
verzichten zu können glaubte, in den
besten Werken der besten Künstler immer
noch die gleiche Beachtung finden wie dies
früher der Fall war, beweisen zugleich, daß
die handwerklichen Bedingungen der Entstehung
, die Formwerte wie der Ausdrucksgehalt
alle in gleichem Maße an der künstlerischen
Durchgeistigung des Stoffes beteiligt
sind. So bietet die Ausstellung gleichsam
ein Gegengewicht gegen die unzulässige
Ueberschätzung betontester Ausdrucksgestaltung
auf Kosten der der bildenden Kunst
gesteckten Grenzen der Formklarheit, auf
Kosten der vernachlässigten Vollkommenheit
der handwerklichen Herstellungsweisen, wie
sie der neuesten Richtung der Malerei häufig
eignen.

Dadurch gewinnt die Ausstellung gerade
jetzt ihren besonderen Wert. Denn alle diese
besten Werke haben das Gemeinsame, daß
in ihnen in der Tat, wie befremdlich es für
die neuere deutsche Malerei auch klingen
mag, etwas von der gestaltenden und form-
schöpferischenMacht der Ueberlieferung lebt.
Daß also die Entfaltung derjenigen Kräfte
im Verborgenen dennoch am Werke ist, aus
denen allein eine volle Gesundung und Erstarkung
, eine innerliche Sammlung des
künstlerischen Schaffens unserer Zeit erfolgen
kann.

Die neue Einstellung der Kunst auf innerliche
Ausdruckswerte, auf das Gefühl, hat
das scheinbar Aeußerliche eines Kunstwerkes
käufig als nebensächlich betrachten
lassen. Diese geringere Wertung des Technischen
kennt die Ausstellung nicht. Denn
in ihr lebt die Anschauung und die schöpfe-

EDUARD VON GEBHARDT

DIE PFLEGE DES HEILIGEN LEICHNAMS

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