Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 34. Band.1916
Seite: 173
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julius seidler-monchen

gedenktafel für gabriel v. seidl in tölz

JULIUS SEIDLER, EIN MÜNCHNER HAUSPLASTIKER

Wir gelangen jetzt allgemach wieder dazu,
die eigentliche Bedeutung der deutschen
Kunst mehr und mehr im Lokalen, Typischen
und Nationalen zu sehen. Es hat sich gezeigt,
daß eine gesunde, wirklich gedeihliche Entwicklung
in den einzelnen Künsten immer
nur auf dem Boden guter
Ueberlieferungen stattfindet
. „Die Kunst bedarf
des Lokalismus. Hier ist
derKantönligeist amPlatze.
In den heimatlosen Millionen
- und Verkehrsstädten
kann nichts wachsen."

Um aber eine Tradition
fortzusetzen und zu pflegen,
braucht man nicht zurückzublicken
, sondern nur um
sich zu sehen und den
Volksgeist erkennen, der
sich immer wieder bildsam
erweist. Im Volkscharakter
liegt noch so
viel Bildsames und Originales
, daß der Künstler
nur darauf zu achten
braucht, um auch wieder
die Sprache zu finden, die
im Volke verstanden wird.
„Der Künstler soll darum

julius seidler

so lokal als möglich sein, innerlich und äußerlich
, gegenständlich wie geistig."

Die besonderen Eigentümlichkeiten unseres
Volkes äußerten sich früher ebenso originell
als geistreich in den an Häusern und Geräten
angebrachten Inschriften. Man hat diese Haussprüche
sehr treffend
Volksepigramme genannt.
Sie zeigen oft überraschend
witzige Gedanken
- und Wortspiele mit
humoristischen und charakteristischen
Wendungen
und neben ihrer Sinnigkeit
einen fast kunstgemäßen
Schliff und eine treffliche
Präzision im Ausdruck.

Leider werden in unserem
vielfach ins allgemeine
und internationale
strebenden Zeitalter diese
lokalen und individuellen
Besonderheiten immer
mehr verwischt. Der Hausspruch
, als Merkzeichen
des individuellen Charakters
des Hauses verschwindet
immer mehr.
Nur in vereinzelten Ge-
reichersbeuern genden hält der Bauer

Dekorative Kunst. XIX. 6. März 1916

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