http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_34_1916/0297
ARCH. WALTHER EPSTEIN
LANDHAUS FREIHERR LEO VON KÖNIG-SCHLACHTENSEE
NEUE LANDHÄUSER VON WALTHER EPSTEIN-BERLIN
MIT EINEM GELEITWORT DES ARCHITEKTEN
Die Landhaussiedelungen im Westen Berlins
sind im letzten Jahrzehnt zu einer
großen, fast zusammenhängenden Wohnstadt
herangewachsen. Von der Kolonie Grunewald
ausgehend, über Dahlem, Zehlendorf,
Schlachtensee, Nikolassee, Wannsee, Neubabelsberg
ziehen sie sich bis zu den Toren
Potsdams hin.
Das traurige Schicksal Berlins im neunzehnten
Jahrhundert, die Planlosigkeit, mit
der überaus zahlreiche, kostspielige Bauten,
von den Gemeinden, dem Staat und dem
Reiche mit ungeheuren Mitteln errichtet,
ohne Beziehung auf das Ganze, bald hierhin,
bald dorthin verstreut wurden, hat sich wie
eine ansteckende Krankheit auch auf dieses
weite Gebiet übertragen.
Haben auch einige der kleinen Orte künstlerisch
durchdachte Bebauungspläne, die einzelnen
Gebiete stehen in keinerlei Zusammenhang
miteinander, und in den Orten
selbst haben Architekten und Auftraggeber
nur in seltenen Fällen Rücksicht genommen
auf die Forderungen, die Lage und Art des
Bauplatzes der Bauaufgabe für das Ortsbild
stellten.
Mag man mit Liebe oder Abneigung den
in rascher Folge sich ablösenden Modestilen,
der deutschen Renaissance, dem Wilhelminischen
Barock, den von zum Teil ehemaligen
Malern in die Erscheinung gebrachten
modernen Formen, der Verwertung ländlicher
Baumotive, der Anknüpfung an die
Bauweise um Achtzehnhundert, — gegenüber-
Dekorative Kunst. XIX. 8. Mai 1916
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