http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_34_1916/0362
f. a. pfuhle-danzig
Daß es ihm glückte, bei hinreichender Durchlässigkeit
von Licht mit der Darstellung
des von einer Wolke herab feuerlöschenden
St. Florian, den rechts und links allegorische
Scenen begleiten, eine dekorativ und
symbolisch gleich gute Wirkung zu erzielen
, darf als ein besonderes Verdienst betrachtet
werden.
Die Darstellungen sind, dem Charakter
des Baues entsprechend, im Empire-Geschmack
gehalten. An dem leichten, den
Hintergrund abschließenden Gerüst winden
sich und züngeln die Blätter gleich Flämm-
chen empor, eine Illusion, die durch ihre
rötlich-braune Farbe noch unterstützt wird.
In diesem leichten Rahmenwerk steht, den
Haupteindruck beherrschend,hoch aufgerichtet
eine Frauengestalt, von spielenden Kindern
umgeben, deren eines sie selbst auf
ihrer Linken trägt — das Ganze ein Symbol
des Lebens (Abb. S.303). Geht man so
von dem Gesamteindruck zu der Betrachtung
des einzelnen über, dann findet man
auch hier in den Köpfen einen seelischen
Gehalt, den man mit klassischer Schönheit
bezeichnen möchte.
ausschnitte aus den kirchenfenstern
Es ist mehr als ein Zufall, daß mit dem
Streben unsrer Zeit nach dem Monumentalen
die Kenntnis der alten Technik der
Glasmalerei wieder auflebt. Der Stilwille,
der neue Bahnen in Architektur, Malerei
und Kunstgewerbe einschlägt, vergönnt hier
einen Blick in seine innere Struktur.
An dieser Stelle ist es unumgänglich, der
großen Verdienste von Heinersdorff-Berlin
und seiner Werkstatt zu gedenken. Eine genaue
Kenntnis des vorzüglichen Materiales
und der Technik der Alten, getragen von
modernem Geiste, läßt ihn aus den Forderungen
der Gegenwart eine sklavische Nachahmung
der alten Scheiben in der aus ihrer
Zeit geborenen Formensprache vermeiden
und die besten und persönlichsten Arbeiten
unserer Zeit betonen.
So sind die Danziger Glasmalereien
F. A. Pfuhles alles in allem ein vielversprechender
Erfolg des vorbildlichen Zusammenarbeitens
von Künstler und Handwerker,
wie es in den Werkstätten von Heinersdorff
im Anschluß an die besten Überlieferungen
vergangener Jahrhunderte gepflegt wird.
Martin Konrad
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