http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_34_1916/0383
ARCH. ROBERT OERLEY-WIEN LANDHAUS IN NEUBRUCK: WOHNDIELE
Ausführung in Föhrenholz: Richard Ludwig; der Polstermöbel: Leopold Loevy, Wien
gekoppelte Haus mit sechs Wohnungen in
der Lannerstraße, Einfamilienhäuser, darunter
das in der Türkenschanzstraße des
XVIII. Bezirks 1907, zuletzt eines inmitten
einer weitläufigen Gartenanlage in Hietzing.
Zwischendurch hat er das Landhaus reichlich
gepflegt. Namentlich in den nördlichen
Voralpen. Seit 1910 entstehen dort solche
Bauten im tirolischen Kitzbühel, bei Neubruck
im Erlaftal und in Kalksburg bei
Rodaun.
Voran in diesem Werke steht die offensichtliche
Materialfreude. Sie begründet auch
zuallererst die lebhafte Klarheit und den
Wechsel der Erscheinungen. Ihre kräftigste
Aeußerung findet sie in der gemischten Verwendung
von Holz und Mauerwerk an demselben
Gebäude, — bei ländlichen Aufgaben
tektonisch erklärt, bei städtischen dekorativ
herabgestimmt. Für den Unterbau wird
gelegentlich großkörniges Flußgeröll mit
rustikaler Wirkung in den Anwurf gesetzt, der
Mauerkern mit tonigem Edelputz verkleidet,
das Dach mit grauem Eternitschiefer oder mit
alten, rostroten Ziegeln eingedeckt, deren
satter Verein von den helleren Flecken neuen
Backsteins nur noch betont wird. Das ergibt
zusammen jeweils ein starkes, breit abgesetztes
Farbenspiel, das umso ansprechender
und überzeugender berührt, als es das Spiel
der Stoffe sichtbar macht und damit auch
die einzelnen Bauteile und die Verschiedenheiten
der Bearbeitung erkennen läßt. Der
gewandte Umgang mit den Arten moderner
Bautechnik und ihre besonnene Zusammenführung
in einem Bauwerk führt zu einer
knappen konstruktiven Ausdrucksweise und
zu einer merklichen Entlastung der Masse.
Für den ländlichen Bau sind zunächst
die Zusammenhänge mit den örtlichen und
volkstümlichen Gegebenheiten bezeichnend.
Das Kitzbüheler Landhaus bedient sich noch
auffällig genug der bodenständigen Mundart.
Späterhin verlieren sich bei ähnlichen Auf-
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