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EMIL ORLIK
SELBSTBILDNIS
(RADIERUNG)
EMIL ORLIK
Von Hans Wolff
Vielseitigkeit wird einem Künstler oft zum
Vorwurf gemacht. Mit Recht und Unrecht
. Ein Künstler, der seine einseitig ausgeprägte
Begabung durch ein Vielerlei von
Betätigung zersplittert und entkräftet, dürfte
mit Recht zu warnen sein. Anders dagegen
ein künstlerisches Temperament, das von Natur
aus auf Beweglichkeit gestellt ist, das eine
gewisse Fülle von Anschauungen und Ausdrucksmitteln
besitzt, die sich mühelos und unwillkürlich
zur Darstellung drängen. Emil
Orlik scheint mir im Besitz solcher Fähigkeiten
zu sein. Jedenfalls hat man bei seiner
mannigfaltigen Tätigkeit auf künstlerischen
und kunstgewerblichen Gebieten nicht das Gefühl
, daß der Künstler sich quäle, daß ihm
dies oder jenes doch nicht liege, vielmehr
wohnt allen seinen Werken das notwendige
Maß von Flüssigkeit und Selbstverständlichkeit
inne, um zu überzeugen. Man würde sich
durchaus nicht wundern, wenn bei nächster
Gelegenheit einmal Orlik auch als Baukünstler
aufträte. Der Auftraggeber würde sicherlich
auch nicht schlecht dabei fahren, denn
was auch alles aus Orliks Händen kommt,
ein brauchbares, ernsthaftes Stück Arbeit ist
es immer.
Seinen Ruf hat sich Orlik als Graphiker
geschaffen. Als Künstler und Techniker hat
er an dem allgemeinen Aufblühen der Schwarzweißkünste
um die Wende unseres Jahrhunderts
bedeutenden Anteil. Seine Bildnisradierungen
haben einen großen Kreis von Bewunderern
gefunden, und seine Farbenholzschnitte
haben diesen ganzen technischen
Zweig ungemein belebt und gefördert. Neben
der Graphik steht als wichtigstes Arbeitsfeld
die Malerei. Seit vielen Jahren gehört Orlik
zu den ständigen Ausstellern der Berliner
Secession, und auch an anderen Orten Deutschlands
werden seine Wand- und Tafelbilder gezeigt
. Die Graphik entgleitet spielend seiner
Die Kunst für Alle XXXII. s/5. Dezember 1916
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