http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_35_1917/0224
tiven Wertes, die bei einem Bucheignerzeichen
in erster Linie mitsprechen, in dem Künstler
einen verständnisvollen Interpreten gefunden
haben, braucht nach dem Vorhergesagten nicht
besonders betont zu werden. Allen Elementen
des Stiles seiner selbständigen Radierungen
begegnet man auch hier. Das Exlibris soll
aber auch, wenn möglich, noch besondere
Beziehungen zu seinem Eigentümer enthalten.
Einem ruhig gegebenen Kopf mit geschlossenen
Augen, feinen kaum merkbaren Leidenszügen
ist die Schädeldecke abgehoben; darin sitzt
nachdenklich, sinnend ein Mann; das Blatt
ist als Bucheignerzeichen für einen Nervenarzt
bestimmt. Eine Bücherei aus Kriegsliteratur
wandelt das Motiv der Glücksgöttin
auf dem Rade in erstaunlicher Weise ab: ein
Geharnischter, der ein Skelett Huckepack
trägt, steht auf dem Rade; statt der wehenden
Schleier hält er sich am Knochenmann fest.
Oder auf dem für einen Arzt wirft eine aus
reichen Arabesken gebildete Sonne ihre
Strahlen auf einen Mann im Doktormantel;
aber der lange Schatten, den er gibt, zeigt
ein Skelett. Das Exlibris für einen Architekten
sei hier abgebildet, um eine Nachprobe der
glänzenden Phantasie des Künstlers zu ermöglichen
.
Ueberblickt man nochmals das Werk des
Künstlers, das aus etwa 45 selbständigen
Radierungen, darunter Blätter größten Formats
, und ungefähr ebensoviel Exlibris besteht
— bei der Jugend des Schaffenden schon
eine ganz erstaunliche Leistung —, dann darf
man als Grundzug seines bedeutenden Talents
wohl feststellen: keine gesuchte, krampfhaft
wirkende Originalität, wohl aber eine Eigenart
, die stark und eindrucksvoll wirkt.
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