Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 35. Band.1917
Seite: 211
(PDF, 137 MB)
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bedingt. Will man Einigendes und Unterscheidendes
dieser beiden zu ihrer Zeit im
rein Malerischen stärksten Menschenschilderer
der Münchner Schule erfassen, so muß man
etwa neben das Bildnis Pallenbergs von Leibi
das Bildnis des alten Herrn Keyser von
Zimmermann, neben die Porträtstudie nach
Schuch (Leibi) den flott hingesetzten Kopf des
Schriftstellers Paul oder des Malers Werfel
(Zimmermann), neben das Bildnis der Dame in
Schwarz von Leibi die Dame in Schwarz von
Zimmermann, neben die sogenannten „Dorf-
politiker" (Leibi) die skizzenhafte, aber künstlerisch
doch so reife „Tischgesellschaft" halten.
Solches Gegenüber nützt für die Erkenntnis
der Münchner Malerei in dem entscheidenden,
bis in unsere Tage hereinwirkenden Jahrzehnt
1870 —1880 mehr als das Durchwandern eines
Dutzends von Kunstsammlungen.

Der Zimmermann dieses Jahrzehnts ist uns
für die Entwicklungsgeschichte der Münchner
Malerei der wichtigste, denn nicht allein im
Porträtfach erwies er sich damals als der Künstler
von vielen Graden. Da ist auch eine Reihe
von Landschaften und Interieurs. Das Grün
des Waldinneren wußte er prachtvoll licht und
zart zu malen und ein solches Bild mit koloristisch
fein behandelten und vorzüglich auf

den Fond abgestimmten Akten zu beleben; da
wurde nichts genrehaft, nichts stofflich, alles
war absolute Malerei.

Nach 1885 hat Zimmermann andere Wege
eingeschlagen. Die religiöse Malerei, die mit
Munkacsy und Uhde damals einsetzte, lockte
auch ihn. Er hatte inzwischen auch Rembrandt
erlebt. Er war viel gereist. Er hatte sich dem
Stilleben zugewandt, das seinem Farbenrausch
die meisten Möglichkeiten bot: Fische hat er
meisterhaft gemalt. Danebenher gingen Genrebilder
, die der Kunsthandel verlangte. Sie
schienen dem Publikum als typische Schöpfungen
, als die ausgesprochensten Werke Zimmermanns
: gingen die großen religiösen Gemälde
in die Museen, so wanderten diese
Genrebilder in das Haus des Kunstfreunds.
Gemälde dieser Art hat Zimmermann zahlreiche
geschaffen, nicht alle gleichwertig,
aber doch immer ein anständiges Niveau bewahrend
, von Jahr zu Jahr weicher, schummeriger
werdend und so auch für seine Person
dem Impressionismus entgegentreibend.

Erst neunundvierzig Jahre alt ist Ernst
Zimmermann infolge eines Unglücksfalles am
15. November 1901 gestorben, lange bevor allen
Entwicklungsmöglichkeiten seiner Kunst Gelegenheit
zur Entfaltung gegeben war.

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