Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 35. Band.1917
Seite: 370
(PDF, 137 MB)
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Nächten, die Augen müde gesenkt und diese
Riesenhände!

„Frau mit totem Kind" 1903, eine Komposition
wie für eine Steinplastik, von wundervoller
Geschlossenheit. Ein Atem, ein
Ansichreißen und Hineinpressen des Kindes
in diesen Block.

Die Reihe der Selbstbildnisse haben wir
1892 verlassen. 1893 entstand das glänzende
Bildnis mit der Lampe, in der ersten Fassung
wohl am bedeutendsten. Dieses aufgedunsene
Gesicht — die Deformation der Schwangerschaft
? — diese geisterhafte Blässe, in dieser
Nacht furchtsam nach der Türe lauschend.
Das Kinderbildnis von 1896 ist ein Selbstbildnis
aus zweiter Hand. Hier quillt Liebe:
Strenge streichelt sie dem Kinde die Wangen.
Man spürt dieses strenge Streicheln in ihren

strengsten Werken, sogar bei der Arbeiterfrau
von 1903 und in der ganzen Darstellung
der Hände, die sie förmlich zum ehrfurchtsvollen
Kusse zurechtlegt. — 1898 entstand
jener ziemlich konventionelle Querschnitt und
1901 jenes Selbstbildnis nach links in Steindruck
, mit dem die ganze Reihe in eine neue
Phase eintritt. Die plastische Stärke ist gewachsen
, es ist irgendeine seelische Befreiung
eingetreten. —

Der Schluß, die Radierung von 1912 und
die hier abgebildete Zeichnung von 1916,
stellt eine ungeheuere Offenbarung dar. Nun
ist sie fertig, diese Riesin, eins mit ihrem
Stoff, zu Stein geworden. Das ist einer von
den Köpfen, deren ein Jahrhundert nur wenige
gibt, einer von denen, die Geschichte
machen.

KÄTHE KOLLWITZ TOD UND FRAU UM DAS KIND RINGEND (RADIERUNG)

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